Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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gothischen Styles. 
Die Kunst des 
Schwaben erlebt gerade in der Spätzeit eine Entfaltung der Archi- 
tektur, deren üppig dekorative Pracht und oft massenhafte Grossartigkeit 
auf der Grundlage seines mächtigen Bürgerthumes ruht. Zunächst eine 
Reihe von Hallenkirchen, die viel Verwandtes mit fränkischen und bay- 
rischen Bauten zeigen. So die Heiligkreuzkirche zu Gmünd, 1351-1410, 
von Heinrich Arler erbaut, mit Chorumgang und Kapellenkranz; so 
die Michaelskirche zu Hall mit ähnlicher Choranlage, (1427-1525); so 
die Georgskirche zu Nördlingen, 1427 durch Meister Hans Felber 
gegründet, die Gewölbe in reichen Netzformen durch Stephan YVey- 
rer bis 1505, der Westthurm 1490 durch Heinrich Kugler vollendet; 
so die Georgskirche zu Dinkelsbühl, 1444-99 durch einen auch bei 
der oben erwähnten Kirche beschäftigten Meister Nikolaus Eseller 
und dessen Sohn errichtet; so die 1499 gegründete Kirche zu Wimpfen 
am Berge, und die Kirche zu Lauingen (1518-76). 
Der Hauptbau dieser Epoche, überhaupt eins der gewaltigsten Werke 
deutscher Gothik ist das Münster von Ulmß Gleich dem oben (S. 97) 
erwähnten Münster zu Ueberlingen fünfschiffig angelegt, mit langgestreck- 
tem einschifügem Chor rund kolossalem, unvollendet gebliebenem Westthurm, 
aber ohne Querschiff. Im J. 1377 gegründet, wurde der Bau in lang- 
samem Fortschreiten bis ins 16. Jahrhundert hinein fortgeführt. Als 
Baumeister werden besonders Matthäus und Moritz Ensinger aus 
Bern genannt, ersterer 1449 als Vollender des Chors und Beginner des 
Langhauses, letzterer 1471 als Vollender des letzteren. Die Länge des 
Baues beträgt 392 Fuss 4 Zoll, die Weite des Mittelschiifs 47 F. 6 Z., 
die Höhe desselben 133 F. 6 Z., und die gleich hohen Seitenschiffe er- 
heben sich bis über 66 F. 10 Z. Bei diesen mächtigen Verhältnissen 
bleibt die Dekoration und selbst die Gliederung massig, der Charakter 
des Massenhaften vorherrschend. Der auf 520 F. Höhe berechnete, aber 
nur bis zu 260 F. (württ) ausgeführte Thurm ist durch ein prächtiges 
Dcppelportal und dreifach getheilte Vorhalle, im Ganzen sodann durch 
die kühne und consequente Aufnahme des Strebesystems und der leben- 
dig wirksamen Auflösung und Durchbrechung der Masse von hervorra- 
gender Bedeutung. Den Thurmbau leitete gegen Ende des 15. Jahrhun- 
derts Matthäus Böblinger, sodann um 1500 Burkhard Engelber- 
ger. In dieser Zeit (1502-7) wurden auch die ehemals in ganzer Mit- 
telschiifbreite angelegten SeitenschiEe durch schlanke Säulen in je zwei 
mit zierlichen Sterngewölbcn bedeckte Hallen getheilt, wodurch das In- 
nere an perspektivischer Wirkung bedeutend gewann, 
Im Anschluss an den Münsterbau stehen mehrere bauliche Untgy. 
nehmungen zu Augsburg, namentlich am Dom, der von 1321-1431, 
überwiegend jedoch im Charakter der spätgothischen Epoche, einen völ- 
ligen Umbau mit fünfschifiiger Anlage, doppeltem Chor mit stattlichen 
Portalen und westlichem Querschiff erhielt. Aehnliche Behandlung zeigt. 
die stattliche Kirche St. Ulrich und Af r a, ein schlanker Hochbau von 
beträchtlichen Dimensionen, das Schiff 1467-99 erbaut, der Chor 1500 
gegründet, das Ganze erst 1607 vollendet 
der Kunst, 
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