Dritte Periode.
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viele Altartafeln und kleine Andachtsbilder auzuführen. Einen grossen
Schatz an solchen besitzt die Sammlung der Akademie von Florenz 1
und die der Uffizien; nicht minder die Bergstadt Gortona in S. Dome-
nico, im Gesu und mehreren anderen ihrer Kirchen. Drei Reliquien-
schreine mit wunderbar zarten Heiligengestalten bewahrt die Sakristei
von S. Maria Novella zu Florenz; Anderes die Kirche und Sakristei von
S. Domenico in Perugia. Ein bedeutendes Bild ist die Krönung der
Maria im Museum von Paris, 2 und kaum weniger bewundrungswürdig
ein jüngstes Gericht, früher in der Sammhmg des Kardinal Fesch zu
Rom, jetzt im Besitz des Lord Ward zu London u. s. w.
In Ober-Italien treten später als in Toskana selbständig bedeut-
same Erscheinungen im Fache der Malerei hervor; die Anregung dazu
ging, wie es scheint, besonders von Giotto, von seinen Werken und seinen
Schülern aus. Der gothische Styl dauert hier grossentheils bis in die
Mitte des 15. Jahrhunderts.
Zunächst ist Bologna zu nennen, wo zwar bereits gegen Ende des
13. Jahrhunderts ein namhafter, doch der älteren, byzantinischen Weise
noch nahestehender Künstler erscheint: es ist der in dem bekannten
Verse Dantdss rühmlich erwähnte Franco Bolognese, der jedoch über-
wiegend Miniaturmaler war. Ein Bild mit der Jahrz. 1312 wird ihm mit
Unrecht zugeschrieben. Durch die Zartheit ihrer Madonnenbilder zeich-
neten sich, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der Bologneser
Vitale dalle madonne, 4 und mehr noch am Schlusse desselben Lippe
di Dalmasio aus. Andre der bolognesischen Maler dieser Zeit, wie
Symon, Lorenzo und Christoforo von Bologna, Jacobus Pauli,
Petrus J ohannis u. a. sind weniger interessant. Werke dieser Schule
hauptsächlich in den Kirchen del Campo Santo und della Mezzaratta, so
wie auch in der Pinakothek zu Bologna.
Wichtiger als Bologna ist Verona, wo Giotto und seine Schüler im
Anfange des 14ten Jahrhunderts zahlreiche Wandmalereien ausführten,
davon ausser dem grossen Werke in der Arena noch einzelnes
Schöne, z. B. in S. Anastasia, erhalten ist. Hier blühten in der zwei-
ten Hälfte des 14. Jahrhunderts Turone (ein Altarwerk vomJ. 1360 in
der städtischen Sammhmg) und Stefano da Zevio 5 (Wandgemälde in
S. Fermo und an S. Eufemia), zwei beachtenswerthe Meister. Ungleich
bedeutender Sind zwei wahrscheinlich aus Verona gebürtige, hauptsäch-
1 Umrisse nach einer Reihenfolge kleiner Bilder aus dem Leben Christi, her-
ausgegeben von Nocchi. 2 Ternite und A. W. v. Schlegel, Mariä Krömmg etc.
von J. von Fiesole. 3 Purgatorio XI. 4 Ein Bild in der Pinakothek zu Bo-
logna, bez. Vitalis de Bononia fecit 1320, ist ein höchst verdienstliohes Werk.
in den Köpfen von zartem und beseeltem Ausdruck. O. M. 5 Stefano reicht
übrigens tief in's 15. Jahrhundert hinein, wie ein sicher von ihm herrührendes
Bildchen der Anbetung der Könige, (bez. 1435) in der Brera. zu Mailand be-
weist. Trotz dieser Bezeichnung galt das Bild bis jetzt für Stefauo Fiorentino,
Schüler und Zeitgenosse des Giotto, und findet sich unter diesem Namen auch 111
Rosinfs Werke. O. M.
Kngler, Ilaudhuch der Kunstgeschichte. II. 12