Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die Kunst des gothischen Styles. 
Sonst ist von Wandgemälden, als deren Verfertiger man Giotto nennt, 
noch eine Madonna, umgeben von König Robert und seine1' Familie, im 
ehemaligen Refectorium von S. Chiara zu N eapel' und ein grossarti- 
ges Abendmahl im Refectorium von S. Croce zu Florenz anzniühren; 
doch ist ihm dies letztere Werk neuerlich abgesprochen und dem 'l'addeo 
Gaddi zugeschrieben worden. Ferner die Blresken zweier Kapellen der- 
selben Kirche und die bedeutenden Reste in der Kapelle des Palazzo del 
Podesta, mit dem Bildniss Dante's? Für andre Arbeiten, die man ihm 
bisher beilegte, hat man gegenwärtig mit grössercr Sicherheit die Namen 
andrer Künstler aufstellen können.  Der inhaltvolle Gemäldecyklus an 
einem Gewölbe der kleinen Kirche S. Maria dell" Incoronata zu Neapel, " 
welchen man früher auf Giotto zurückführte, ist sicher nicht von ihm, 
sondern von einem allerdings bedeutenden Giottisten ausgeführt. Es sind 
Darstellungen der sieben Sakramente und ein allegorisches Bild der 
Kirche, Werke voll Tiefsinn, mit dem sich eine charaktervolle Auffassung 
des Lebens verbindet.  
Die wenigen Altartafeln, die sich von Giottds Hand erhalten haben, 
gewähren, wie dies aus seiner künstlerischen Eigenthümlichkeit hervor- 
geht, ein geringeres Interesse. Enige davon sind mit seinem Namen be- 
zeichnet: Die eine, eine Krönung der Maria, befindet sich in der Kirche 
äS. Croce zu Florenz; von der andern wird das Mittelbild, eine Ma- 
donna, in der Galerie der Brera zu Mailand, die Seitentafeln mit Hei- 
ligen und Engeln in der Pinakothek von Bologna aufbewahrt; eine 
dritte, aus S. Francesco zu Pisa, jetzt im Louvre zu Paris, zeigt den 
h. Franciscus, der die Wundmale empfängt, darunter eine Predella mit 
drei kleinen Darstellungen. Die Sacristei der Peterskirche zu Rom 
bewahrt verschiedene Tafeln, welche einen Altarschmuck in derselben 
Kirche bildeten. Dann ist eine Reihe von sechsundzwanzig kleinen Ta- 
feln zu nennen, welche, zum Theil wiederum in geistreicher Weise, 
Scenen aus dem Leben Christi und des h. Franciscus enthalten. Ursprüng- 
lich für die Sacristei von S. Croce zu Florenz gemalt, befinden sich 
gegenwärtig zwanzig von ihnen in der dortigen Akademie, zwei im Ber- 
liner Museum, vier im Privatbesitz.  Endlich 1st noch eine Handschrift 
mit Miniaturen anzuführen, welche ebenfalls als G1otto's Arbeit gelten; 
die Handschrift enthält das Leben des h. Georg und wird im Archiv der 
Peterskirche zu Rom bewahrt. 
An Giotto schliesst sich eine beträchtliche Anzahl andrer (obschon 
zum Theil nicht namentlich bekannter) Künstler an. Unter seinen eigent- 
lichen Schülern ist als der bedeutendste Taddeo Gaddi (geb. um 1300) 
hervorzuheben. Dieser Künstler zeigt ein besondres Talent in der Dar- 
Stellung anmuthvoller, mehr idyllischer Momente des Lebens, welches 
durch eine zart ausbildende und beendende Technik unterstützt wird. 
Als das Hauptwerk seiner Hand, worin diese Vorzüge hervortreten, sind 
an der Wand der Chornische von S. Maria in Trastevere in Rom, das Le- 
ben der Maria, erhalten, die der Fagade von St. Paul dagegen bei dem gTOSSGII 
Brande (1823) untergegangen. 
1 Abgebildet in H. W. Schulis Denkmälern Unter-Italiens.  2 Dies und An- 
deres herausg. VOII der Anmdel-Society-  3 St. d" Aloe, peintures de Giotto.
	        
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