Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die 
gothischen Styles. 
Kunst des 
auch in beschränkterem Maasse, wohl geeignet waren, einen solchen 
Schmuck in sich aufzunehmen. In manchen Kirchen, namentlich in den 
gewöhnlichen Pfarren und Klosterkirchen, nahmen die WVände, dem all- 
gemeinen Princip entgegen, doch einen grössern Raum ein, und selbst 
in den consequent gothischen Kathedralen boten die Brüstungsmauern 
über den Ohorsitzen, die Flächen der Gewölbe, die kleineren Kapellen 
u. s. w. vielfach schickliche Plätze dar; so auch die bereits vorhandenen 
Kirchen des romanischen Styles, für deren Ansschmückung die jüngeren 
Geschlechter ebenfalls thätig zu sein wünschten; endlich gab es in Klö- 
stern und Stiftsgebäuden Säle und Kreuzgänge mit grossen Wandflächen. 
Indess können wir über die etwaige Ausdehnung und, was wichtiger ist, 
über den Grad der Ausbildung, den die deutsch-gothische Wandma- 
lerei erreichte, für jetzt nur aus einzelnen, und nicht umfassenden An- 
deutungen urtheilen; die beliebte weisse Tünehe der letzten Jahrhunderte 
hat Vieles auch hier mit ihrem unerfreulichen Schleier bedeckt. Auch 
ist die Ausführung und die Durchbildung des Einzelnen meist nur gering 
und andeutend im Vergleich mit den Fresken der Schule Giottols; die 
höchst vergängliehe Technik, Wasserfarben auf gewöhnlichem Bewurf, 
sogar auf Stein, bildet einen sonderbaren Gegensatz zu der Solidität des 
Stoffes bei allen andern Gattungen der damaligen Kunst. Was aber die- 
sen Werken doch bisweilen einen dauernden Werth verleiht, ist die hohe 
Bedeutsamkeit mancher Motive und  in mehrern Fällen  die sinn- 
volle Durchführung eines Gesammtgedankens in einem Oomplex vieler 
Einzeldarstellungen.  Von den im Rheinland erhaltenen WVerken dieser 
Art waren die (in Copien, jetzt im Besitz des k. Museums in Berlin 
erhaltenen) Gemälde der ehemaligen Deutschordenskapelle zu Ramers- 
dorf bei Bonn, 1 um 1300, schon in einem conventionellen gothischen 
Styl, aber nicht ohne Schönheit und Anmuth ausgeführt. An den Ge- 
wölben des Mittelschiffes sah man, von vorn beginnend, das Weltgericht, 
die Krönung Mariä. mit Heiligen, dann in den NebenschiHen zu den Sei- 
ten eines nicht mehr vorhandenen Gewölbes Christi Auferstehung und 
Himmelfahrt, in den beiden Nebentribunen die Passion, in der Hauptfri- 
buna endlich Gott Vater als Schöpfer der Elemente; an den Wänden 
waren statuarische Heiligenfiguren angebracht.  Von den wahrschein- 
lich vor 1322 ausgeführten Malereien im Dom zu Köln erscheinen die 
der Brüstungswände des Choresi als die wichtigsten; es sind ansehnliche 
Cyklen legendarischer Darstellungen und Reihen einzelner kleinerer Fi- 
guren, unter Baldachinen auf Teppichgründen, lebendig bewegt _und zum 
Theil schon von glücklicher Charakteristik.  Von den neuerlich zum 
Vorschein gekommenen Malereien in der St. Thornaskirchezu Soest in 
Westphalen stellen die spätern, unserer Periode angehörenden durch Adel 
und Lebendigkeit geradezu einen Höhepunkt des ganzen gothischen Sty- 
les dar.  Reste von Legendenbildern im Dom von Xanten.  Sodann 
sind in neuerer Zeit verschiedene Wandmalereien der in Rede stehenden 
il 
 1 Vergl. Schnaase: Die Kirche zu Ramersdnorf, in G. KinkePs Taschenbugh 
„Vom Rhem" 2847, S. 191, ff. und; Denkmäler der Kunst, T. 60   2 Die 
übrigen Reste 1m Dom s. Fr. Kugler, K1. Schriften, II, 285. 
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