Dritte Periode.
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versah, ohne den letztern jedoch sonderlich häufig über den Kreis des
rohen Handwerks zu erheben. Hieher gehören die grossen Taufkessel,
deren Aeusseres mit bildnerischen Darstellungen versehen ist, und die
besonders seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an vielen Orten
vorkommen. Dann auch die kolossalen siebenarmigen Leuchter (Nachah-
mungen der Leuchter des Tempels von Jerusalem), die zuweilen eben-
falls mit Bildwerk geschmückt erscheinen. Als ein interessantes Beispiel
dieser Art ist der grosse Leuchter der Marienkirche von Oolberg, 1 vom
J. 1327, zu nennen, an welchem die Relieffiguren der Apostel, in treff-
lich stylgemässer Ausbildung der Gewänder, angebracht sind; auch der
dekorativ imposante Leuchter der Oberkirche zu Frankfurt a. d. O.
Uebrigens ist zu bemerken, dass diese Arbeiten, ähnlich wie die der
Siegel wohl eben desshalb, weil sie mehr handwerksmässig gefertigt
wurden den gothischen Styl bis ziemlich tief inls 15. Jahrhundert hinab
beibehalten.
Ihnen ist jene eigenthümliche Gattung von Grabplatten anzurei-
hen, welche seit derselben Zeit (etwa seit der Mitte des 14. Jahrhunderts)
häuüger gefertigt wurden. Es sind grosse bronzene Platten, auf denen
die bildliche Darstellung jedoch nicht plastisch erhaben, sondern nur mit
eingegrabenen Umrissen ausgeführt ist. Sie enthalten das, insgemein
lebensgrosse Bildniss des Verstorbenen, von reicher Architektur, die mit
einer Menge kleiner Heiligen- und Engeliiguren belebt zu sein piiegt,
umgeben, sowie auf dem Rande häufig kleinere legendarische oder an-
dere Vorstellungen. Eine Platte der Art, vom J. 1357, findet sich in
der Nikolaikirche zu Stralsundf eine zweite, sehr reiche, welche die
Figuren zweier (in den Jahren 1317 und 1350 verstorbener) Bischöfe
enthält, im Dome von Lübeckf eine dritte, vom J. 1398, befand sich
früher in der Kirche von Altenberg bei Kölnf eine vierte, vom J. 1475,
künstlerisch minder bedeutend, befindet sich noch daselbst; eine fünfte,
sehr vorzügliche, noch aus dem 14. Jahrhundert, einen ritterlichen Herrn
mit seiner Gemahlin darstellend, in der Johanneskirche zu Thorn. An-
dere im Dom von Schwerin, in westphälischen Kirchen u. a. a. O. Bei
diesem Anlass erwähnen wir auch noch die wenigen Beispiele aus späte-
rer Zeit; die Grabplatte des Oardinals Ousanus in der Kapelle des Ho-
spitals zu Cues an der Mosel (1488), ohne architektonischen Grund, mit
sehr porträtwahrer Physiognomie, das einfache Denkmal eines Abtes
aus dem 15. Jahrhundert, in der Kirche zu Brauweiler, und die
Grabplatte des Bürgermeisters Tidemann Berk (1521) in der Marienkirche
zu Lübeck. Auch in Flandern. und Frankreich kommen solche
Bronzeplatten, zum Theil von hohem Kunstwerthe vor; zu Bingsted in
Dänemark die des Königs Erich (gest. 1319), eine in der Kirche zu
Aker in Upland (Schweden); eine ganz in derselben Art behandelte
Marmorplatte im Dom zu Upsala; wiederum eine Metallplatte zu N ausis
1 Franz Kugler, Kl- Schriften. II, S. 784. 2 Ebenda. I, S. 786. Eben-
da, I1, s. 3-27, 432i, 601, 631. Kunstbl. 1852, s. 29a, 368 ü". ß Vgl. Milde,
Denkm. bild. Kunst in Lübepk (mit genauen Abbild., zum Theil Facsimile).
4 Abbildung bei Schimmel, die Cist-Abtei Altenberg.