Dritte Periode.
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Naturauffassung bis zum vollständigen Siege eines einseitigen Realismus
verfolgen lässt. Zu den frühesten gehört das Denkmal Peter's von As-
pelt (gest. 1320), der mit den drei von ihm gekrönten deutschen Königen
Heinrich VIL, Ludwig dem Bayern und Johann von Böhmen dargestellt
ist; zu den künstlerisch bedeutendsten das des Erzbischofs Konrad von
Weinsperg (gest. 1396). 1 Ferner der Grabstein Ludwigs des Baiern (gest.
1347) in der Frauenkirche zu München (seither fast völlig verdeckt
durch den Ueberbau des 17. Jahrhunderts); beträchtlich geringer der
des Königs Günther von Schwarzburg (gest. 1349) im Dom zu Frank-
f urt a. M.; ebenda, in der Liebfrauenkirche, der des Wigelo von YVanne-
bach (gest. 1322). In der Kirche zu Altenberg a. d. Lahn der vor-
zügliche Grabstein der h. Gertrudis, gesetzt 1334. Aus der spätern Zeit
des 14. Jahrhunderts ist zu nennen: der Grabstein des Joh. von Holz-
husen und seiner Frau (1371) im Dome von Frankfurt a. M., und der
des Landgrafen Heinrich H. (137 6) und seiner Gemahlin Elisabeth in der
Elisabethkirche zu Marbur g. Höchst ausgezeichnet auch zwei Grab-
steine, vom J. 1370 und 1371, in der Barfüsserkirche zu Erfurt, u. a. m.
Auch die edle Grabstatue der Kaiserin Anna im Münster zu Basel
mag in diese Zeit gehören, und somit erst ein Jahrhundert nach dem
Tode derselben verfertigt sein. In S. Emmeran zu Regensburg der
vortreffliche Grabstein der Aurelia und der der Emma.
Volle Freisculptur sind natürlich nur diejenigen Grabstatuen, welche
etwas über der Erde erhöht, sei es in einer Wandnische, sei es auf kur-
zen Stützen, sei es auf einem förmlichen Sarkophage lagen (s. unten),
oder aufgerichtet an der Wand standen. Bei denjenigen, welche man in
den Fussboden einliess und dem Betreten aussetzte, trat eine schwankende
plastische Behandlung ein, meist in der Art eines Flachreliefs, oder man
beschränkte sich geradezu auf eine eingeritzte Linearzeiclmung, welche
allenfalls farbig incrust-irt wurde und Einsätze von weissen Marmorstücken
für Gesicht und Hände erhielt; eine Gattung, welche in Deutschland z. B.
durch zwei Grabplatten in der Capitolskirche zu Köln (von 1304 und
1504) zu belegen ist, in Frankreich durch das prächtige Grab 3 in St.
Ouen-en-Belin (Dep. de 1a Sarthe), in Italien aber vollends noch mit der
weitverbreiteten Sitte der Bodenmosaiken zusammentraf. (Grabplatte des
Dominikanergenerals Munio, gest. 1299, in S. Sabina zu Rom.) Der
nächste Ersatz hiefür lindet sich dann in den gravirten Metallgrabplatten,
von welchen unten.
Sehr ausgezeichnete Werke aus dieser Periode sieht man an den-
jenigen Gfabmünllmentcn, welche eine sarkophagartige Form haben und,
wie das oben erwähnte des Herzogs Heinrich IV. zu Breslau oberwärts
1 F. Kugler, K]. Schliften, II, über die Grabmäler von Mainz S. 346, Alten-
berg a. d. Lahn S.'180, Erfurt S. 27 Hi, Köln und Rheingegenden 8.259 Hi;
vgl. das photograplllsßhe PYaChf-werk von Emden über den Dom von Mainz.
Ueber diejenigen im Dofn 31'011 Prag vgl. Ambros, a. a. 0., bes. S. 168, 174 u. H.
2 F. H. Müller, Beitrage etc. (treflliche Abbildungen). Moller, die Kirche
der hl. Elisabeth zu Marburg- v. Hefn er, Trachten etc. des Mittelalters, 7
v. Eye und Falke, Kunst und Leben der Vorzeit. 3 De Caumont, Abßce-
daire, p. 493.