Dritte Periode.
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Die Hauptkirche St. J ean, 1310 gegründet, mit Basilikendisposition,
spitzbogigen Arkaden auf meist antiken Säulen, das Schiff Hachgedeckt,
auch das Aeussere durch schlichten Ernst ausgezeichnet; Die Fenster
im Halbkreis geschlossen; das Kapitel von Stilean („Loge de St. J ean")
ein verfallener gewölbter Hallenbau; die Kirche Ste. Oathärine, die
Ruine von St. Marc und die von Notre-Dame de Philerme schlicht
im Styl der Spätzeit. Vom Justizgebäude (der „Chatellerie") e.
1375 erbaut, sind die Spitzbogenarkaden des Hofes erhalten; das Klo-
ster des Ordens, erst 1445 beendet, zeichnet sich durch massenhafte An-
lage und zierlich geschmückte Portale aus.
Bild
nde
Kunst
Wir nehmen hier ausser den Werken des 14. Jahrhunderts auch
diejenigen des beginnenden 15. mit, welche noch völlig oder doch wesent-
lich dem gothischen Styl angehören, indem dieselben, in Parallele mit der
vierten Periode der Baukunst abgesondert behandelt, allzu vereinzelt
auftreten würden.
In der bildenden Kunst des 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts
waltet dasselbe Gesetz, welches bereits in der Einleitung zu dieser Periode
bei Anlass der Architektur ausgesprochen ist: innerhalb des vom 13. Jahr-
hundert aufgestellten Formensystems bewegt man sich jetzt reicher, viel-
seitiger, aber kaum freier. Die bildende Kunst wird jetzt nach allen
Seiten hin kräftig geschult, um dem grossen Hauptzweck: dem Schmuck
mächtiger Kirchen, rasch und in massenhafter Verwendung zu dienen.
Dies bestimmt ihre Physiognomie auch wo sie andern, z. B. weltlichen
Zwecken dient. Hiebei ergeben sich aber partielle Rückschritte; die Kunst
des 13. Jahrhunderts hatte im Ganzen vielleicht mehr subjectiveu Schön-
heitstrieb, mehr Lust an der vollkommenen Erscheinung gehabt, auch
wohl (im Allgemeinen gerechnet) genauer gearbeitet, während jetzt die
Auffassung und Behandlung gar zu einseitig von der Verwendung des
betreffenden Gegenstandes vom Bauwerk bedingt wird. Auch musste die
Massenhaftigkeit des Producirens, die Gleichartigkeit der Gegenstände
an tausend verschiedenen Orten und die populäre Selbstverständlichkeit
des Inhaltes mit der Zeit hie und da eine gewisse Gleichgültigkeit gegen
dic Einzelform hervorbringen. Bei Betrachtung des Einzelnen werden
sich allerdings auch glänzende Leistungen, ja eine wesentlich abweichende,
fortschreitende Richtung in gewissen Gegenden nicht verkennen lassen.
Sculptun
Die kirchliche Steinsculptui- ordnet sich jetzt weit mehr als früher
den Bedingungen der architektonischen Einfassung unter; die Wirkung
auf die Ferne, die Berechnung auf Untensicht und dergl. werden mehr
beachtet; die eigenthülnlich manierirte, ausgeschwungene Stellung wlrd