Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Dritte Periode. 
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begonnen, aber unvollendet geblieben wegen- der Colossalität des Ent- 
wurfs. Die Kirche war auf eine Länge von 608 (oder gar 642) Fuss be- 
rechnet, dreischiffig mit Kapellenreihen und beträchtlichem Querhaus, die 
Schiffe in abgestufter Höhenentwieklung wie am Mailänder Dom; der Bau 
ist jedoch nur in seinem Langhaus bis zum Querschiff vollendet worden. 
Der Profanbau gestaltet sich in diesen Gebieten zu höchst nach- 
drücklicher künstlerischer Bedeutung und bringt eine Fülle stattlicher 
Denkmäler hervor.  
Ein reizvoll dekorirtes Werk dieser Epoche ist die Loggia dei 
Mercanti (Mereanzia, Börse) zu Bologna. Auf hohem durch spitzbo- 
gige Hallen auf schlanken Pfeilern sich ölfnendem Untergeschoss erhebt 
sich ein durch zierlich bekrönten Altan zwischen zwei Spitzbogenfenster-n 
belebtes Obergeschoss. Aehnlich in der Anlage die Loggia degli Osti 
zu Mailand (1316 gegründet) unten mit rundbogiger, darüber mit spitz- 
bogiger Halle. Dahin gehört auch der Broletto zu Bergamo mit 
schweren Pfeilern im Erdgeschoss; der Broletto zu Brescia, die Pal. 
della Ragione zu Ferrara (1326) und zu Padua. 
Fürstliche Palastbauten dieser Epoche sind: das Schloss der Vis- 
eonti zu Pavia, im Erdgeschoss mit offner Siiulenhalle, oben mit Bo- 
genfenstern; und die alten Theile des Schlosses zu Mantua, aus dem 
Anfang des 14. Jahrhunderts, in ähnlicher Gliederung, nur. mit einem 
kleinen Zwischengeschoss über den Bogenhallen des Erdgeschosses. 
Eins der prachtvollsten Beispiele solchen Palastbaues ist der Dogen- 
palast von Venedig, dessen ältere Theile, namentlich den südlichen 
Hauptflügel am M010, man dem Filippo Oalendario zusehreibt.' 
Das Erdgeschoss bildet eine offne Spitzbogenhalle auf schweren, stämmi- 
gen Säulen; darüber das Hauptgesehoss als eine der glänzendsten Hal- 
len der Welt, auf leichteren Säulen und mit zierlichen Rosetten in den 
durchbrochenen Bogenöifnungen; dann folgen die hohen teppichartig ge- 
musterten, mit grossen Spitzbogenfenstern ausgestatteten Obergeschosse 
in etwas unrhythmischer Weise, doch auch wohl nicht in der ursprüng- 
lichen Anordnung. Dennoch ist das Ganze ein Bau von iniponirend vor- 
nehmer Grossartigkeit. 
In heitrem, lebensfrohem Glanze bauen sich die Fagaden der Privat- 
paläste auf und erhalten in dieser Epoche durch die reizvoll phantasti- 
schen loggienartigeniBogenöffnungen ein charakteristisches Gepräge. Das 
glänzendste Beispiel dieser Art ist die berühmte es Doro; 2 andre sind; 
Pal. Foscari, Pal. Pisani, Pal. Sagredo, Pal. Barbarigo u. a. m. 
Von dekorativen Werken hat diese Epoche eine Anzahl merk- 
würdiger Grabmäler hervorgebracht. Es sind die Grabmäler der Sca- 
liger zu Verona, auf freiem Platze bei der Kirche S. Maria antica er- 
richtet. Die eigenthümliche, allen gemeinsame Form ist die eines auf 
Säulen erhöhten Unterbaues, der einen Sarkophag trägt, überdacht von 
1 Vgl. O. Mothes, Geschichte der Baukunst und Bildnerei Venedigs. I, 193- 
Calendario folgte noch vor 1354 dem Pietro Baseggio als Werkmeister fiel! 
Baues, an welchem er ohne Zweifel schon vorher thätig gewesen war. Seine 
selbständige Bauführung währte, da er 1355 als Hochverräther hingerichtet wurde, 
nur kurze Zeit.  2 Denkmäler der Kunst, T. 57  
	        
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