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Die Kunst des gothischen Styles.
lieh deutscher Gothik, und ein deutscher Meister, Heinrich von Gmünd,
wird demnach auch als Urheber des Planes betrachtet. Dennoch sind
die Umgestaltungen erheblich genug, besonders die nüchterne Verein-
fachung des Chorschlusses, die kleinen polygonen Absiden an den Quer-
schiüfagaden, und die allmähliche Höhenabstiüung der fünf Hachgedeckten
Schiffe. Die Pfeilerbildung hat etwas Kraftloses und durch die Statuen
und Baldachiue der Kapitäle etwas schwerfällig Ueberladenes, das Aeussere
wird trotz der Horizcntallinien mit einer Menge dekorativer Fialen beklei-
det, die namentlich auch die stumpfe achtseitige Pyramide der Kuppel
über der Vierung umgeben. Die Gesammtwirklmg ist immerhin macht-
voll und glänzend, voll einer phantastischen Erhabenheit.
In Venedig gehört S. Giovanni e Paolo, 1430 geweiht, in diese
Epoche, ein Bau, der ebenfalls auf Weiträumigkeit angelegt ist. Ausserdem
S. Stefano (1325) mit zierlicher Backsteinfagade und S. Gregorio (1342).
In Verona ist die Kirche S. Anastasia, 1 noch im 13. Jahrhun-
dert begonnen, jedoch der Ausführung nach im Wesentlichen der Früh-
zeit des 14. Jahrhunderts zugehörig, eins der anziehendsten Beispiele
Grundriss von S.
Petronio zu Bologna.
(Nach Wiebeking.)
italienischer Gothik, bei leichten, kühnen Verhältnissen und klarer Ent-
wickelung; S. Fermo daselbst, ein gleichzeitiger, einschifüger Bau, durch
eine Fagade mit Backstein- und Marmordekoration bemerkenswerth; der
Dom, mit seinen jüngeren Thcilcn aus der Spätzeit, namentlich die weit-
räumige Innenarchitektur.
Bologna prägt durchgchends den Ziegelbau aus, oft in lebendig
zierlicher Dekoration. So S. Martino Maggiore (1313); S0 besonders
der Dom S. Pctronio, 1390 nach dem Plan des Antonio Vincenzi
Essenwein
k. k. Central-Oommission
den Mittheilungen der
39 H.
1860.