Dritte Periode.
121
14. Jahrhunderts zu immer entschiedenerer nationaler Besonderheit. Nur
in einzelnen Monumenten findet man Einwirkungen nordischer Systeme,
doch ebenfalls nicht ohne entschiedene, für den Süden bezeichnende Um-
gestaltung.
In T oskana gehören dieser Epoche zunächst gewisse Theile der
Ausstattung und die Anfänge eines Vergrösserungsbaues an dem in der
vorigen Epoche begonnenen Dom zu Siena; besonders die Fagade der
Oberseite, nach irriger Angabe um die Mitte des Jahrhunderts ausgeführt
von den Bildhauern Agostino und Angele von Siena, in Wahrheit aber
seit 1317 durch Camaino de Creseentino erbautf Sie hat drei
Portale, ein rundbogiges zwischen spitzbogigen, welche in die Unterkirche
S. Giovanni führen; darüber die schlanken Chorfenster; der Oberbau un-
ausgeführt. Auch der in gewaltigen Dimensionen beabsichtigte Vergrös-
serungsbau, der ein neues mächtiges Langhaus bezweckte, dem der vor-
handene Bau nur als Querschiff dienen sollte, wurde durch die Pest des
Jahres 1348 unterbrochen. Der Pisaner Schule gehört sodann das
Baptis terium zu Pisto ja an, im Anfange des Jahrhunderts erbaut
von Andrea Pisano; ein Oktogon von edel gegliederter Anlage, mit
iialenbekrönten Strebepfeilern auf den Ecken und farbig wechselnden
Marmorschiehten.
In Florenz zunächst die bahnbrechende Thätigkeit des Arnolf o
di Cambio, der seit 1294 die kolossale Minoritenkirche S. Croce noch
im Anschluss an die Tradition der tlachgedeckten Basilika, aber in ganz
neuer durch die gothische Formbildmig bedingter Fassung, sodann eben-
falls seit 1294 den grossartigen Neubau des Domes S. Maria del Fiore,
leitete. 2 Hier wendet er das spitzbogige Kreuzgewölbe auf die kühnsten
Spannweiten an und fügt einen Kuppelbau mit Chor, Kreuzarmen und
radianten Kapellen hinzu, der zwar erst später zur vollen Ausführung
kommen sollte, aber schon im Entwürfe die Summe des ganzen seithe-
rigen Kuppelbaues Italiens enthält. Daran sohliesst sich sodann die aus-
gedehnte bauliche Thätigkeit, welche zur Vollendung des Doms unter
Leitung des Malers Giotto die Jahre 1332-36 ausfüllt. Zunächst be-
trifft dies die dekorative Marmor-Inerustation des Aeussern, den Entwurf
einer nur zum Theil ausgeführten und später wieder zerstörten Pracht-
fagade und die Hinzufügung des Glockenthurms. Dieser, seit 1334 er-
richtet und mit Ausnahme der flachen Spitze nach Giotto's Plänen ange-
legt, zeigt eine lebendig reiche, wirkungsvolle Dekoration bei einer dem
horizontalen System des Südens entsprechenden Gliederung. Um 1360
beginnt die Bauführung des Andrea Orcagna, dem besonders die An-
ordnung der Aussendekoration des Ohores anzugehöreii scheint Sie zeigt
die consequente Aufnahme des Rundbogens.
Der toskanische Profanbau weist auch in dieser Epoche einige
ansehnliche Wcrke auf, dem Charakter der früher bereits ausgebildeten
Anlagen entsprechend. So in Florenz der nach Angabe und unter Lei-
1 Vgl. die neueste Ausgflbe des Vasari (Lemonnier. Firenze 1846 E.) 10m II-
3. Note 3. Dazu Milanesl, Documenti per 1a storia dell" arte Senese, Tom I.
180 Hi, p. 255 ff. 2 Denkmäler der Kunst, T. 57, Fig. 2-5.