Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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des gothischen Styles. 
Kunst 
Die 
steines, so -dass diese Gruppe von Bauwerken eine Uebergangsstellmg 
einnimmt. In Hannover gehören hieher die kleine Nikolaikapelle 
aus der Frühzeit des 14. Jahrhunderts, sodann besonders die 1347 be- 
gonnene Aegidienkirche, tvelche das westphälische Hallenschema völlig 
aufnimmt, während die seit 1349 erbaute Marktkirche sich bei ähn- 
licher Grundform entschiedener der Auffassung des nordöstlichen Back- 
steingebietes anschliesst. -Bedeutender ist der in mächtigen Verhältnissen 
erbaute Dom zu Verden, an dem jener Uebergang noch schärfer her- 
Vortritt. Der 1290 begonnene Chor, iiinfseitig aus dem Zwölfeck gebildet 
und mit Umgängen versehen, wird sammt dem Querbau in Hausteinen 
ausgeführt. Nach der Einweihung im Jahr 1390 fand die Erbauung des 
Schiffes in Baeksteinen erst später gegen Ende des 15. Jahrhunderts statt. 
Der Ziegelbau der ilordöstlichen Lande gewinnt im Verlaufe 
des 14. Jahrhunderts diejenige umfassende Bedeutsamkeit, welche sein 
System als ein durch die besondern Bedingnisse des Materiales modiiicir- 
tes, selbständig dem Hausteinbaue gegenübertretendes hinstellt. Auch auf 
diesem weiten Gebiete machen sich die beiden Grundauffassungen deut- 
scher Gothik, die Hallenkirche und die Kirche mit niedrigen Absciten 
gleichmässig geltend.  
Unter den bis jetzt noch wenig erforschten Denkmälern Schlesiens 
sind hier zu nennen die jüngeren Theile der schon in der vorigen Epoche 
begonnenen Kreuzkirche zu Breslau, ihrem Stylcharakter nach ohne 
Zweifel erst in dieser Epoche vollendet. Eine in schlank aufstrebenden, 
edlen Verhältnissen durchgeführte Hallenkirehe ohne Kreuzbau mit drei 
polygon geschlossenen Chören und fein entwickelten Sterngewölben ist 
die Liebfrauenkirche auf dem Sand ebendaselbst, von 1330-1372 
erbaut. Aehnlich, jedoch mit geradlinig schliessenden Abseiten die Do- 
rotheenkirche (Minoritenkirche) vom J. 1351.  Andre Kirchen Bres- 
lau's zeigen dagegen ein bedeutend überhöhtes Mittelschiff bei niedrigen 
Abseiten und ähnlicher Behandlung der Details. So die stattliche Elisa- 
bethkirche, ebenfalls mit drei polygonen Chören, die westlichen Theile 
mit dem massenhaft angelegten Thurm erst dem folgenden Jahrhundert 
angehörend; so die Maria-Magdalenenkirche mit geradlinig schlies- 
sendem Chor und kräftigen Strebebögen bei gleichfalls bedeutenden Ver- 
hältnissen. 
Auch die Profanarchitektur hat in dem grossartigen Bau des Rath- 
hauses zu Breslau, dessen Gesammtanlage aus der zweiten Hälfte des 
14. Jahrhunderts stammt, während die reiche Fläehendekoration der Erker 
und Giebel der Spätzeit angehört, ein bedeutendes Beispiel aufzuweisen.  
Bedeutender entfaltet sich diese Architektur in den N ied ersächsi- 
schen und Mecklenburgischen Gebieten, deren Monumente vielfach 
verwandte Anklänge ergeben. In Lübeck fallt in diese Zeit der kolos- 
sale Thurmbau dcr Marienkirche sammt der Briefkapelle; -der nördliche 
Thurm inschriftlich 1304, der südliche 1310 begonnen, womit zugleich 
für das Sterngewölbe der Kapelle, wie es scheint das früheste in Deutsch- 
land, ein festes Datum gewonnen ist.  Das System der Marienkirche
	        
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