Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Dritte Periode. 
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In Siebenbürgen ündet sich eine Verzweigung des einfachsten 
deutsch-gothischen Systems, meistens in schlichter Auffassung der Hallen- 
form. In diese Epoche gehört die evangelische Pfarrkirche zu Mühlbach, 
ungewöhnlicher Weise mit erhöhtem Mittelschiff, das Langhaus in einem 
rohen frühgothischen Style erbaut, später mit erneuerten Oberfenstern 
unter ein "einziges hohes Dach gebracht; der C1101" VOIII Ende des VieT- 
zehnten Jahrhunderts ist eine stattliche Hallenanlage. 
In Böhmen bereitet die kunstliebendeiRegierung KarPs IV. einen 
mächtigen Aufschwung des architektonischen Schaffens, so dass erst von 
dieser Epoche das Land in bedeutsamer Weiße Sißll R11 der baugesßllißhf- 
liehen Entwickelung betheiligt. Direkte Spuren weisen auf die Einwir- 
kung französischer Meister, deren Einfluss in, Anlage und Detailbildung 
der Gebäude mehrfach hervortritt. Doch 1st eine nationale Umgestaltung, 
besonders in der Auffassung der Einzelformen, nicht zu verkennen, die 
hier zeitig schon zu einer Entartung des Styles führt. Einfachere An- 
lagen aus den ersten Dccennien des Jahrhunderts sind die Maria-Himmel- 
fahrtskirche und die S. Jakobskirche zu Kuttenberg, letztere von 1310 
bis 1358 erbaut, die Kirchen von Nimburg und von Königgrätz und 
die Augustinerkirche zu Raudnitz mit ihrem Kreuzgange, 1330 geweiht. 
Bedeutender sind die Bauten, welche Karl IV. in und bei Prag aus- 
führen liess. Vor allem der Dom, schon durch den Vater des Kaisers 
im J. 1344 gegründet, durch Matthias von Arras und darauf durch 
  Peter(Ar1er?)vonGmünderbaut. 
, Doch erhielt nur der grossartige 
  Chorbau, 1385 geweiht, die Voll- 
 endung. Das System ist ganz das 
tf;x:ß:ijl_ reiche französische, wie es in nahe 
 verwandter Weise auch am Kölner 
Ex 5;, Dom zur Anwendung gekommen. 
  i. Doch macht sich hier in den De- 
 WM n, tails eine magere, vielfach will- 
 lÄ-Äijlßl Pml kürliche und unklare Behandlung 
l   geltend. Von besonders reicher 
jflli-Äy, Z yt-Qiefgg malerischer Dekoration zeugt die 
wlmmirl    We n z e l s k a p ell e, 1 347 am Schluss 
  des südlichen Seitenschitfes erbaut. 
"y 1 w  Ebenso sinddieKapellen des Schlos- 
ä  ses Karlstein, von Karl zwischen 
g _ 1348-57 angelegt, ausgeführt, mit 
Grundriss de, Karlshofe, Kirche zu Prag (Nach geringer architektonischer Gliede- 
Grucber.) rung, aber reichster malerischer 
Dekoration durch Wandgemälde, 
uhd Mosaiken von Gold und Edelsteinen.  Bedeutender ist die Karls- 
hofer Kirche zu Prag, 1355 gestiftet, aber erst 1377 begonnen, ein 
Oktogon von über 72 Fuss Spannweite und niedrigem Rippengewölbe, 
mit vorgelegtem polygon geschlossenen Chor.  Von Peter Arler rührt 
sodann der Chor der Bartholomäuskirche zu Kolin (1360-76), mit Tel" 
chem Kapellenkranz und in überschlanken Verhältnissen ausgeführt; ferner
	        
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