Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die 
Kunst des gothischen Styles. 
die umfassendsten Aufgaben zugetheilt und hierin Wirkungen erstrebt, 
die in solcher Art die Vorzeit noch nicht gekannt hatte. Aber dies Ver- 
hältniss war zugleich das einer verstärkten Abhängigkeit, das künstlerische 
Bedürfniss auf's Neue zu einer nur schematischen Andeutung des Darzu- 
stellenden zurückführend. Die Ausbildung der Malerei blieb daher für 
die gegenwärtige Periode, wie bestimmt sie unter Umständen die allge- 
meinen Typen des Styles, die allgemeinen Züge von Grösse, Würde und 
Feier auszudrücken vermochte, hinter der der Sculptur zurück. Auch in 
selbständigen Arbeiten kam sie über dieses Verhältniss nicht hinaus. 
Die Betrachtung sondert sich zweckgemäss nach den einzelnen Fächern, 
bei denen das den verschiedenen Ländern Zugehörige zu erwähnen ist. 
Italien bleibt hiebei unbetheiligt, indem die dortige Malerei bis in den 
Beginn des 14.Jahrhunderts durchaus noch der Richtung des romanischen 
Styles folgt. 
Die Wandmalerei fand in dem Princip des gothischen Baustyles, 
welcher die grossen Wandüächen möglichst beseitigte, keine sonderliche 
Begünstigung. Sie erscheint zunächst nur in vereinzelten und zufälligen 
Leistungen.  
In Deutschland schlossen sich den zahlreichen Beispielen spätroma- 
nischer Wandmalerei in natürlicher Folge einzelne Arbeiten des neuen 
Styles an, zumal in den jüngst vollendeten kirchlichen Gebäuden romani- 
schen Styles, deren Räumlichkeit solcher Ausstattung noch bedürftig war. 
Der deutsche Niederrhein hat mehrere Beispiele der Art. Ausser frag- 
mentirten Einzelresten sind besonders die Malereien in der Ohorabsis der 
Kirche zu Brauweiler ' von Bedeutung, den thronenden Salvator, Hei- 
lige und andre Figuren darstellend. Ohne ein beachtenswerthes Gefühl 
für das Körperliche sind hier die gothischen Typen in einfach grossen 
Linien wiedergegeben, in der Salvatoriigur in dem Gefüge hoher Würde. 
Die farbige Behandlung schliesst sich der der romanischen Wandgemälde 
dortiger Gegend noch unmittelbar an; das {Ornament hat zum Theil noch 
charakteristisch romanische Bildung. Anderweit werden die Wandmale- 
reien der Rundkapelle neben der Ruprechtskirche zu Bruck an der Mur, 
in Steiermark, Darstellungen einzelner Heiligen enthaltend, als Trühgo- 
thische Arbeiten mit romanischer Reminiscenz bezeichnet. 2  Holland 
scheint in der abgebrochenen Johanniskirche zu Gorkum Wandmalereien 
gothischer Frühzeit besessen zu haben; Kopien von ihnen in der königl. 
Bibliothek im Haag. 3 
In England wird in der Zeit um die Mitte des Jahrhunderts mannig- 
facher Werke gedacht, die in königlichem Auftrage ausgeführt wurden. 
Das eigentlich grosse Fach 
Styleä ist die Glasmalerei, 
der monumentalen Malerei gothischen 
welche bis dahin, in der romanischen 
 
49 A (13, M)-  2 Mittheilungen der K. K. Cen- 
3 Näheres bei Schuaase, Gesch. d. bild. Künste, 
1 Denkmäler der Kunst, T. 
tral-Commission, II, S. 310.  
V, I, S. 675.
	        
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