Vorwort.
VII
Unterstützung eines Mannes, den die Fachkreise als einen der feinsten, gründ-
lichsten und gewissenhaftesten Kunstkenner schätzen, des Herrn Otto Mündler.
lMit seltner Uneigennützigkeit überliess mir mein verehrter Freund eine Fülle der
werthvollsten Bemerkungen, kritischen Notizen und kunsthistorischer Aufzeich-
nungen, die namentlich die Geschichte der Malerei betreffen. Wenige haben so
viel und so gut gesehen, noch Wenigere wissen vom Gesehenen so geistvoll
Rechenschaft zu geben: wie Wenige aber würden ein reichhaltiges, unter Mühen
und Opfern aller Art gesammeltes Material, das eine Menge ganz neuer Beobach-
tungen, unbekannter Thatsachen, wichtiger Entdeckungen enthält, so edelmüthig
Preisgeben, auf Ruhm und eigne Erfolge verzichtend, bloss um der Sache der
Wissenschaft zu dienen! Die Kenner werden überall die Spuren dieses gediegenen
Forschers bemerken und sich mit mir vereinigen, dem treiflichen Manne den
verdienten Dank zu zollen. Vieles von seinen Bemerkungen habe ich sammt
meinen eigenen Reisenotizen dem Text eingearbeitet. Andres, das in ausführ-
licher, zusammenhängender Form vorlag, wurde in besonderen Noten imterge-
bracht und durch die Namenschiifre „O. M." das geistige Eigenthum des Ver-
fassers gewahrt.
Durch alle diese reichhaltigen Zusätze hat das Handbuch, wie ich denke,
eine seiner Bedeutung entsprechende Fortbildung erfahren und sich vom Ziele
des Verfassers, stets auf der Höhe der fortschreitenden Forschung zu bleiben,
wenigstens nicht entfernt. Was den Styl der Darstellung anlangt, so musste das
Halllltbestrebell nach knapper, präciser Fassung festgehalten und innerhalb der
engen, durch den Zweck eines Handbuches gebotenen Scluanken eine möglichst
bestimmte, treffende Charakteristik des Einzelnen, im Sinne des Verfassers, versucht
werden. Dass es seine besonderen Schwierigkeiten hatte, eine Menge eigner und
fremder Notizen mit dem ursprünglichen Texte zu verbinden und eine so rein
ciselirte, scharf geprägte, blinkende Form gleichsam nochmals in Fluss zu bringen,
um der Mischung alle die neuen Bestandtheile einzuschmelzen, bedarf keiner
weiteren Ausführung. Wie ein Fremder bei solcher Arbeit nie etwas Vollkom-
menes leisten kann, wie in dem vielfachen Zusammenstoss der unerbittlichen
Nothwendigkeit mit der Pietät gegen das Vorhandene selbst der Gewandteste
Sich nur unsicher und zagend bewegen wird, darf ich den zum Urtheil Berufenen
im Vertrauen auf eine gebührende Berücksichtigung der Verhältnisse in's Ge-
dächtniss bringen.
Dass ich die Illustration des Buches bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts
fortgeführt habe, wird, wie ich meine, Beifall, dass ich sie dort abschhessen lass?
holfentlieh Billigung finden. Zur Begründung dieses Verfahrens efqnnere .101
daran, dass das Handbuch nicht für Anfänger bestimmt ist, sondern eine gewlsse
Kenntniss und Orientirung, wie sie aus vorbereitenden Werken geßßhopft werden
kann, voraussetzen muss.
Endlich habe ich wegen der Umarbeitung des Schlusskapitels „üb e 1' d i e KUR St
d 61' G e g e n w a. rt" Rechenschaft abzulegen. Als die erste Auflage des Handbuches