Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Zweite Periode. 
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Münsters von Freiburg, namentlich die des Portales im Grunde der 
Thurmhalle und die der daran sich anschliessenden innern Seitenwände 
dieser Halle. Auch hier eine durchgehend gedankliche Folge mit Ein- 
reihung zahlreicher symbolischer Gestalten; auch hier die charakteristisch 
ausgeprägte Styleigenthümlichkeit. 
Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass auch die Klein-Sculptur für 
die Ausprägung der gothischen Stylformen bezeichnende Beiträge liefert. 
Namentlich die Stempelschneidekunst,  für die Herstellung der 
Urkundensiegel  kommt hiebei in Betracht, und unter ihren Arbei- 
ten besonders die persönlichen Siegel der-Geistlichen und der Frauen, 
welche in der Darstellung langgewandeter Gestalten zur Darlegung der 
künstlerischen Styleigenthümlichkeiten die günstigere Gelegenheit gaben, 
während die Epoche ihrer Anfertigung sich urkundlich feststellt. Einiges 
Nähere, in künstlerischem Belang, liegt über derartige deutsche Arbeiten 
vor? In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigen sie die Ueber- 
gänge von romanischen in gothische Stylformen, in der zweiten Hälfte 
die bestimmte, zierlich strenge Entwickelung der letzteren. Die Andeutung 
der äginetischen Gesichtsbildung, welche diese Arbeiten mehrfach den 
geschnittenen Steinen altetruskischer Kunst parallel stellt, fehlt auch hier 
nicht. Ein schätzbares Meisterwerk der Art ist das Siegel des Wigbold 
von Holte, Propstes zu St. Moritz bei Münster in den Jahren von 1270 
bis 1297.  Dann findet sich mancherlei Schnitzwerk in Elfenbein. 
Eigenthümlich behandelte Stücke dieser Technik bestehen in Figuren des 
Schachspiels, zumeist knaufartig behandelten Gruppen. 
nglgnd. 
England brachte aus der Epoche des romanischen Styles kein bild- 
nerisches Vermögen von irgendwelcher Bedeutung mit. Aber das frische 
und kecke Leben, welches dort mit den Formen des gothischen Architek- 
turstyles zurErscheinung kam, trieb bald auch zur entsprechenden Be- 
thätigung in plastischer Darstellung. Es entwickelt sich in dieser eine 
Richtung von mehrfach charakteristischer Eigenthümlichkeit, 
Sehr zahlreich sind die persönlichen Monumente, die Grabsteine mit 
den Bildern der Bestatteten. 2 Sie geben zunächst für die Anfänge der 
Entwickelung aus völlig primitiven Typen heraus, dann für die nationell 
selbständige Auffassung und Behandlung eine Fülle von Anschauungen, 
Ein bischöflicher Grabstein in der Kathedrale von Exeter, mit schlich- 
ter architektonischer Umrahmmig, welche das schon ausgesprochene Ge- 
präge friihenglischer Gcthik trägt, enthält eine flache Gestalt, deren Linien 
 
1 Franz Kuglerv Beschreibung der in der K. Klmstkammer zu Berlin vorhan- 
denen Kunstsammlungen,  ?2.  2 Vergl. im Allgemeinen Stothard, the monu- 
mental effigies of Great-Brltaln.  
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte.     t V6   
	        
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