Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Zweite Periode. 
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liche Gebäude gewidmet ist, mit Beziehungen auf die realen Vorkomm- 
nisse des Lebens, auf ihre Wiederkehr im Jahreslaufe, zur Weihe solcher 
Beziehungen durch die geheiligte Bedeutung des Ganzen. Es sind gross- 
artigste Oonceptionen, welche die Kräfte zur geistigen Durchdringung der 
Gesammtaufgabe, zur technisch-künstlerischen Durchbildung des Einzelnen 
in nachdrücklichster Weise wachrufen mussten. Aber die ungeheure Fülle 
 als solche kaum mit einer andern kunsthistorischen Erscheinung ver- 
gleichbar als mit der unermesslichen bildnerischen" Ausstattung altägypti- 
scher Monumente  musste, wie in Aegypten, die Bedeutung der künst- 
lerischen Entwickelung für das Grosse und Ganze von vornherein in Frage 
stellen. Das gedankliche Element kam über eine gewisse schematisch- 
cyklische Norm nicht hinaus und konnte dies um so weniger, als die 
architektonische Disposition eine durchgehende Zersplitterung in lauter 
Einzelobjecte zur Folge hatte. Die Massen des. zu beschaffenden Einzel- 
nen machten einen Aufwand von Kräften nöthig, denen die durchgreifende 
und sichre Vorbereitung fehlte, welche nur (wie weiland die Grundlage 
der griechischen Kunst) aus einem Schulbetriebe von jahrhundertelanger 
Dauer hervorgehen konnte; man war somit genöthigt, ungleichartige 
Kräfte zur Verwendung zu bringen und sich häufig mit allgemeiner An- 
deutung der künstlerischen Intentionen, mit conventioneller Fassung, nicht 
ganz selten mit barbaristisch roher Behandlung zu begnügen. __Die archi- 
tektonische Anordnung brachte es ferner, wie schon erwähnt, mit sich, 
dass die bei Weitem überwiegende Zahl der Aufgaben die Darstellung 
der in ruhiger Haltung in sich abgeschlossenen, Einzelgestalt betraf und 
somit vorzugsweise nur die bei solcher in Frage kommenden Momente 
der geistigen und körperlichen Existenz wirksam durchgearbeitet werden 
konnte. Dennoch aber war die allgemeine geistige Bewegung mächtig 
genug, um auch in bildnerischer Beziehung eine grossartige Gesammtwir- 
kung, eine wvürdige Totalität des Styles zur Erscheinung zu bringen, um 
sich in einzelnen Gebilden dem Gesetze vollendeter Schönheit, der Dar- 
stellung höchsten geistigen Adels in harmonisch durchgebildeter Körperi 
lichkeit, glücklich anzuniihern. 
Für den Beginn der stylistischen Entwickelung, noch im Uebergange 
von der conventionellen starren Fassung der älteren, oben besprochenen 
Portalsculpturen, werden die an der Kathedrale von Senlis und- an den 
beiden älteren Portalen der Kirche von Mantes als bezeichnende Bei- 
spiele namhaft gemacht. Für eine naiv derbe Aussprache der neuen 
künstlerischen Intentionen die am Westportale der Kathedrale von Laon. 1 
Sodann, ebenfalls der Frühzeit des 13. Jahrhunderts angehörig, die 
Sculpturen an der Westfacade der Kathedrale von Paris, 2 soweit sich 
dieselben nach Veränderungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, 
nach den Zerstörungen der Revolution am Schlusse desselben, nach neuern 
Herstellungen in ihrem ursprünglichen Zustande erhalten haben. Es ist 
schon auf die Unterschiede in der Portalanlage dieser Facade hingedeutet. 
Mit dem nördlichen Seitenportale (Porte de la Vierge) scheint die vor- 
 
1 Vergl. Schnaase, Gesch. d. bild. 
Bissen, reproductions photographiques. 
Künste, 
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Y 
I1 
731a 
2 Vergl.
	        
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