PHÖNICIEN
UND
ISRAEL.
Allgemeines.
Die Phönicier erscheinen bereits im zweiten Jahrtausend v. Chr. als
ein Volk von geschichtlicher Bedeutung; aber nicht als ein Volk, das
im eigenen Erbe sich ausdehnt, andre Völker durch Eroberung in sich
aufgehen macht und innerhalb gemessener Grenzen seine eigenthümliche
Oultur entwickelt; sondern als ein Volk des Handels, welches an fern
entlegene Küsten seine Colonieen hinaussendet und, nach Erwerb begierig,
für das grosse Tauschgeschäft der Cultur thätig ist. Ueber die Kunst
der Phönicierl haben wir mancherlei Nachricht, doch wenig näher be-
stimmte; von sicheren Resten derselben ist auch nur wenig auf unsre
Zeit gekommen. Wir können daraus gleichwohl mit Zuversicht entneh-
men, dass sie selbst, ihrer ganzen historischen Aufgabe gemäss, wenig
eigenen Kunstsinn besassen; dass, was sie davon hatten, einer völlig pri-
mitiven Stufe angehört; dass sie hiemit, als einen fremdartigen Luxus,
künstlerische Elemente verbanden, die von den höher gebildeten Mittel-
asiaten herübergenommen waren, und dass sie bei solcher Uebertragung
sich allerdings wohl ein namhaftes kunsthandwerkliches Geschick aneig-
nen mochten. In Wechselbezug zu ihnen stand das ihnen benachbarte
Volk der Hebräer, das seinen künstlerischen Bedarf vorzugsweise durch
ihre Vermittelung empfing und dessen schriftliche Nachrichten hierüber
ein helleres Licht gewähren. Die Blüthe beider gehört der Zeit um das
Jahr 1000 v. Chr. an. Der Glanz ider phönicischen Colonialstädte geht.
zum Theil in eine erheblich spätere Zeit hinab.
Architektur:
Mancherlei rohe Steindenkmäler in phönieischen Colonielanden, z. B.
im Gebiete von Karthago, haben geradehin den Charakter der urthüm-
liehen Monumente des europäischen Nordens. Die Reste einiger Hei-
ligthümer auf den Inseln Malta (Hadjar-Chem genannt, bei Oasal Crendi)
und Gozzo (Giganteia genannt) zeigen das Bild einer eigenthümlichen
1 Gerhaid, über die Kunst der Phönicier
zu Berlin, 1846. S. 379 ff.)
ten
der Akad.
der
Wissenschaf-