Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Assyrien. 
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ägyptischen Kunst; sie kennt nicht die riesigen Kolosse der letzteren, sie 
sucht nicht; nach jenem härtesten Material, welches schon an sich eine 
ungymüdlighg Ausdauer in Anspruch nimmt; S161 steht in Styl und Be- 
handlnng gegen die maassyolle Erscheinung der agyptischen Kunst zurück. 
Abel. Sie Wendet sich, in ihrer architektonischen Uiibedingtheit, der Er- 
scheinung des Lebens mit grösserer Naivetat zu; sie Igeht darauf aus, 
das Leben kräftiger zu erfassen; sie vermag die Gemeinsamkeit und das 
Wechselverhältniss der Erscheinungen schon mit einigem Glucke wieder- 
zugeben.    
Die Gestalten der assyrischen Kunst sind durchweg, zuiiaclist ohne 
Zweifel dem nationalen Typus des asiatischen Volkes folgend, kurz, derb, 
gedrungen, mit unverholener Anlage zur Dickbäuchigkeit und sonstigem 
Fettansatz. Eine irgendwie ideale Forineiibeliandlung, die dem Beschauer 
aus den schlanken und straffen Gestalten der ägyptischen Kunst doch 
schon entgegentritt, fehlt somit von 
  vornherein. Dabei aber sind sie 
 überall, besonders in Beinen und 
g,  K, , Armen,energischgegliedeitgnmacht- 
  {i v, 7x l voller Muskulatur ausgepragt. Der 
 w,   Korperbildung entspricht die Phy- 
V, "Ü; arg, siognomie des Gesichtes, in nicht 
4x A" WJä-flxyfxlifälttä minder kräftigen, stark ausgerunde- 
. z]!   ' ten Formen. Haar und Bart sind 
 kunstvoll und reichlich gekräuselt, 
5:5-  e die Gewanduiigen mit schmückender 
  Q Zuthat versehen, doch an sich schwer, 
' f! so dass sie sich massenhaft und zu- 
  h. gleich eng dem Körper anlegen. Die 
Kopf des Bccherträgcrs des Küniges von Bewegung hat Ruhe und Festig' 
Khursnbarl- keit, unter Umständen ein ceremo- 
iiielles Pathos. Sie gestaltet sich 
freier und mannigfaltiger als bei den Aegyptern, obgleich z. B. die Fiisse 
stets, der grösseren Deutlichkeit wegen, die Profilstellung behalten, auch 
bei den von vorn gesehenen Gestalten. Für schmerzliche Aliekte fehlt 
die bezeichnende Geberde schon nicht; bei lebhafterer Action ist die Be- 
weguiig aber noch ungeschickt. Die Thiere sind insgemein lebendig und 
in der Bewegung, auch der mehr zufälligen, besonders glücklich wieder- 
gegeben; Pferde sind (wie die Menschen) ohne sonderliehen Adel ent- 
werfen, wilde Thiere dagegen, namentlich Löwen, in ihrer gewaltsamen 
Erscheinung vortrefflich. Landschaftliches wird in mannigfacher Weise 
angedeutet. Grosse Gewässer, mit seltsam in einander gerollten Wogen, 
zeigen sich durch allerlei Gethier belebt. 
Besonders sind es die grösseren Compositionen, die einen Blick für 
die Natur und die Befähigung zu einer verhältnissmässig lebendigen bild- 
lichen Erzählung verratheii. Im Gegensatz gegen das Oonventionelle, 
namentlich den eintönigen Parallelismus der ägyptischen KllllSt macht 
sich hier, soweit es die Mittel einer immer noch kindlichen Kunst nur 
verstatten, selbst schon die Freiheit einer malerischen Auffassung geltend;
	        
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