III.
DAS
ALTERTIIUÄI
DES
MITTLEREN
ASIENS.
Al
ei
Igeln
Die Anfänge der mittelasiatischen Kunst 1 liegen wiederum im Dunkel
der Urgeschichte. Es sind die Völker der Euphratlande, welche schon in
frühster Zeit das Bedürfniss grossartig monumentaler Bethätigung bekun-
den. Die alte Blüthe des Reiches von Babylon geht bis in das dritte
Jahrtausend v. Ohr. zurück. Im zweiten Jahrtausend, besonders von den
letzten Jahrhunderten desselben ab, erscheint Assyrien, mit seiner Haupt-
stadt Ninive, als herrschender Staat. Seine Blüthe dauert bis gegen das
Ende des siebenten Jahrhunderts v. Ohr. In dieser Epoche treten zwei
andere Staaten, Medien und das neubabylonische Reich, in den Vorgrund
der Geschichte. Beide erlagen im sechsten Jahrhunderte dem neu empor-
strebenden Perserreiche, bis auch dieses, im vierten Jahrhundert, durch
Alexander d. Gr. gestürzt ward. Die Typen der Kunst wurden im
mittleren Asien von einem der herrschenden Völker auf das andre über-
getragen; sie bilden soweit unser, durch freilich nur vereinzelte Zeug-
nisse begründetes Urtheil reicht, ein Ganzes von gemeinsamer Ent-
wickelung, die jedoch nicht in ähnlichem Grade fest und abgeschlossen
erscheint, wie die Entwickelung der ägyptischen Kunst. Dies musste
schon von vornherein durch die freiere geographische Lage und den durch
sie minder behinderten Völkerverkehr veranlasst sein und wurde natur-
gemäss durch das Uebertragen der küngtlerischen Formen von einem
Volke auf das andere noch entschiedener bedingt. Die ursprüngliche M0-
numentalform dürfte ein sehr" primitives Gepräge gehabt haben und in
solcher Weise längere Zeit maassgebend gewesen sein; weitere Entwicke-
lungen mögen nicht in reiner Stetigkeit aus derselben hervorgegangen sein.
Wenigstens tauchen neben sehr einfachen Grundelementen, scheinbar un-
vermittelt, solche hervor, die eine lebhaft fortgeschrittene Bewegung be-
zeugen. Im Ganzen stellt sich einer einfach mächtigen Grundstimmung ein
glänzender Luxus zur Seite. Der Ausgang dieser Entwickelungen zeigt uns
in den künstlerischen Formen ein Bild üppig reicher Pracht, der schon der
Stempel der Nachblüthe, im Einzelnen der der Entartung aufgedrückt ist.
1 Yaux, Nimveh and Persepolis;
deutsch von Zenker.