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Das
alte Aegypten.
Eingang mit einem kleinen Pylonenbau geschmückt zu sein pllegt. Die
an den Tempeln und den Vorkammern der Pyramiden enthaltenen Relief-
sculpturen zeigen eine leidlich reine Nachbildung des ägyptischen Styles.
Jünger sind die Ueberreste der vom Nil und Atbara umjiossenen so-
genannten Insel Meroä. Die Stelle der Stadt Meroö (Begerauieh,
Assur etc.) wird gleichfalls durch zahlreiche Pyramidengruppen bezeich-
net, welche den ebengenannten entsprechen und insgemein durch eine
nah unter der Spitze der Pyramide angeordnete Fensternische den ur-
sprünglichen Gehalt der Form noch mehr beeinträchtigen. Geringe Tempel-
reste finden sich zu Ben Naga am Nil, südlich von Meroö (wiederum
mit Typhoniiguren); ansehnlicherc in einer ausgedehnten Niederung mitten
im Lande, zu Naga und zu Mesaurat e' Sofra (Wady Owatayb).
Neben den ägyptisirenden Bauformen macht sich bei diesen zugleich die
Aufnahme römischer und griechischer Elemente geltend, eine Stylmischung
hervorbringend, die nicht ohne eigenthümlichen Reiz ist. So ist es bei
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Basrelief von Naga.
einenrPortikus zu Naga der Fall; so bei den Säulen des Haupttempels
von Mesaurat, deren Reste eine anmuthige Umprägung der ägyptischen
Form nach hellenischer Weise erkennen lassen. Auch ein Paar Tempel-
reste nördlich von Napata, zu N elüa und Amära, gehören dem Kreise
der meroitischen Denkmäler an. Die Reliefsculpturen, mit denen diese
Denkmäler geschmückt sind, haben ein seltsames Gepräge. Die Grundlage
der Form und der Behandlung ist ägyptisch; aber die Gestalten sind
schwer (die der zumeist vorkommenden herrschenden Königin unförmlich
dick); die Linienführung hat kein sonderlich feines Naturgefühl mehr; die
Gewandung ist in willkürlich schematischer Weise geführt und mit mancher-
lei barocker Zuthat versehen. Ein mehrköpfiges, vierarmiges Götterbild,
welches dabei vorkommt, scheint in dieser seiner Formation, welche in
der ägyptischen Darstellungsweise kein Vorbild ündet, auf hindostanischcn
Einfluss zu deuten.