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Das alte Aegypten.
stellen als zu ertragen. Auch die ithyphallischen Gestalten, welche je nach
Umständen den übrigen unbefangen eingereiht sind, bezeugen dieselbe
einseitigst verstandesmässige Symbolik. Lascivität ist ihnen völlig fern;
ebenso aber auch alles Gefühl für die grobsinnlichste Affektion, die an
ihnen zur körperlichen Darstellung gebracht ist. Nur in einer Gat-
tung symbolisch-phantastischer_ Darstellungen erreicht die ägyptische
Kunst eine lebendig künstlerische Wirkung. Dies sind jene Sphinxbil-
dungen, welche zumeist aus dem Leibe eines ruhenden Löwen mit mensch-
lichem Haupte bestehen und in energischer Totalität behandelt sind. Es
scheint, dass die besonders hervorstechende Befähigung des Aegypters
zur Auffassung des thierischen Lebens hier, wo das Thierische den ent-
schieden überwiegenden Theil bildet, die günstigere Lösung der Aufgabe
vermittelt hat.
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Ramses III.
durch Thoth und Horns gereinigt.
In Allem, was die technische Ausführung betrifft, waltet in der ägypti-
schen Kunst dasselbe Element des Verständigen; es hatte ein höchst
Vollendetes Handwerk zur Folge, welches allein das Uebennaass jener
monumentalen Ausführungen, die Ueberwindung jener Schwierigkeiten,
die aus Grössenverhältniss und Material sich ergeben mussten, möglich
machen konnte. Der Bau der menschlichen Gestalt, in dem Wechselver-
hältniss seiner Theile, war auf ein bestimmtes Gesetz, einen geheiligten
Canon, zurückgeführt; dieser lag aller Einzelconception zu Grunde; nach
seinen Maassbestimmungen war auch der riesigste Koloss in der als cor-
rect anerkannten Weise auszuführen, war im Allgemeinen aller willkürlich
ausschweifenden Ausartung vorgebeugt in demselben Grade freilich,
wie biemit gleichzeitig auch aller freieren Entfaltung wiederum eine hem-