Vierte Periode.
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In Neapel gehört ein Mosaik in S. Restituta, Madonna mit Heiligen,
derselben Nachfolge des Cimabue an. Als Zeitgenoss des letzteren wird,
ebendaselbst, der Maler Tommaso degli Stefani bezeichnet. Die von
ihm ausgeführten Wandbilder im dortigen Dome (Oap. Minutoli) sind
gänzlich übermalt.
Im Uebrigen bleibt im südlichen Italien byzantinische Maltechnik noch
Jahrhunderte hindurch in Ucbung. In Otranto erscheint ein eigenthüm-
licher Schulbetrieb der Art, besonders von der Familie der Bizamani
geübt. Ihre Tafeln, zumeist klein und sauber behandelt, mischen den
byzantinischen Typen im Laufe der Zeit Manches von den Elementen der
fortschreitenden Kunstein und zeichnen sich häufig durch zierlich phan-
tastische landschaftliche Gründe aus. Ein umfangreiches Werk byzan-
tinischen Einüusses sind die Wandgemälde in der Kirche von St. An-
gelo in Formis, Geschichten des alten und neuen Testamentes, Heili-
genlegenden und eine Darstellung des Weltgerichts enthaltend. ' In der
Kirche zu Montevergine wird eine grosse Altartafel der Madonna ge-
rühmt, die 1310 in einem an Cinlabile anklingenden Style von Monta-
nus aus Arezzo gemalt wurde. 2
Die italienische Miniaturmalerei der romanischen Spätepoche, an
sich ohne namhafte Bedeutung, giebt für die stylistischen Verhältnisse der
Zeit ebenfalls einzelne Belege.
Dekorative Kunst.
Die dekorative Metallarbeit, die in Form und Darstellung das den
verschiedenen Künsten Eigenthümliehe für ihre Zwecke vereinigt, erscheint
auch in dieser Epoche wie in der des 12. Jahrhunderts, in lebhafter Thä-
tigkeit. Doch bleibt sie im Wesentlichen, wie es scheint, auf die Lande
diesseits der Alpen beschränkt, und die bedeutenderen der erhaltenen
Werke gehören zunächst wiederum noch den niederrheinischen
Landen an.3 Die Behandlung ist von der früher-n wenig verschieden;
nur werden die Maasse gern ansehnlich vergrössert, die Dekorationen
reichlicher angewandt. Die Reliquienschreine namentlich erhalten in ein-
zelnen Fällen sehr ansehnliche Dimension und zierlichst durehgebildete
architektonische Ausstattung; in den bildnerischen Theilen, den plastischen,
gravirten, mitEmailiarbe ausgestatteten, erscheint dagegen kaum ein Fort-
schritt; ein feststehender handwerksmässiger Typus herrscht hierin in
vorwiegendem Maasse vor, nur in seltnen Ausnahmfällen von Bildungen
durchbrochen, welche den lebendigeren Richtungen der Kunst der roma-
nischen Spätepoche entsprechen. Ein Hauptwerk ist der mächtige Re-
liquienschrein der hl. drei Könige im Dome von Köln, "3 Fuss breit,
41,12 Fass hoch, 5112 Fuss lang, mit einer Fülle von Darstellungen, theils
V e
KunsL
1 Vergl. Schulz, Denkmäler Unteritaliens, Taf. 70. 71. 2 Ebända, II, 338,
3 F. Kugler, K1. Schriften, I1, _S. 328. Zahlreiche Abbildungen in E. aus'm
Weerth, Kunstdenkmäler des ehrlsthchen Mlttelalters in den Rheinlanden.