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des romanischen
Die Kunst
Styles.
den Erlöser in der Glorie im strengen Style der Zeit um 1200 darstel-
lenrl; eine ähnlich behandelte Darstellung der hl. Dreifaltigkeit mit
Heiligen, als oberer Aufsatz eines jüngeren Altarwerkes in der Wiesen-
kirche zu Soest verwandt; zwei Tafeln mit gleichfalls streng gemal-
ten Heiligenfigiu-en in der Nikolaikapelle des Domes von Worms;
ein Antependium in der Kirche von Lüne bei Lüneburg, mit Darstellun-
gen im Einschluss spitzbogiger Arkaden, und eine Tafel mit Passions-
scenen in der Kirche von Heilsbronn, die letztere vielleicht schon im
Uebergange zu gothischer Stylistik. '
An deutschen Wandmalereien der in Rede stehenden Epoche ist
eine erhebliche Folge vorhanden. Sie bilden die sehr überwiegende Zahl
der Beispiele dieser Gattung der mittelalterlichen Kunst, welche neuer-
lich von der Kalktiinche, die sie Jahrhunderte hindurch bedeckt hatte,
befreit sind; andre harren noch ihrer Wiedererstehung. Ihre äussere Be-
handlung ist noch immer durchaus schlicht: einfach starke Umrisszeich-
nung, durch welche die Gestalten sich von den kräftig gefärbten, zumeist
blauen Gründen lösen, einfache Colorirung, gar keine oder eine durchweg
sehr massige Sehattenangabe. Aber wie sie hiedurch ein günstiges Wech-
selverhältniss zu den "Wirkungen der Architektur und ihrer Flächen bei-
behalten, (ein Verhältniss, das bei höherer malerischer Durchbildung un-
endlich schwerer zu erreichen ist,) so entwickelt sich gleichzeitig eben in
diesem vorwiegend linearen Element ein höchst bedeutungsvolles Streben
nach lebenvöller Kraft, Klarheit, gereinigter Grösse. Das schlichte Ver-
fahren bringt es in weiterem Umkreise, als in der so ungleich schwieri-
geren Sculptur, zu günstigen Erfolgen; namentlich hat das nördliche
Deutschland im Westen wie im Osten die schätzbarsten Beispiele auf-
zuweisen. Die Darstellung einzelner Gestalten, rhythmisch auf die ar-
chitektonischen Flächen vertheilt, Wechselt mit iigurenreichen Compositio-
nen, die naiv historische Darstellung mit solcher, die sich durch eine
symbolisirend gedankenhafte Entwickelung bedingt.
In der niederrheinischen Gegend schliessen sieh dem, unter den
Werken der vorigen Epoche bereits besprochenen Cyklus von Schwarz-
Rheindorf zunächst die Gewölbmalereien des Kapitelsaales von Brau-
weiler an. Sie füllen die 24 Dreieckfclder des Gewölbes und fuhren
ausser dem Bilde des Heilandes und einzelner Gestalten von Propheten
oder Heiligen um ihn her, alttestamentliche und legendarisehe Seenen
vor, welche nach Anleitung des Hebräerbriefes (11) die Bewährungen im
Glauben vergegenwärtigen? NVas hievon erhalten, zeigt neben der all-
gemeinen Strenge des Styles einen schon individuell belebten Sinn, einen
charakteristisch energischen Vortrag und im Einzelnen eine maassvolle
Haltung, welche sich den Motiven antiker Darstellung mit Glück zuneigt.
Jünger, einer vorgesehrittenen Zeit des 13. Jahrhunderts angehörig,
1 Vergl.
S. 310.
die Notiz von Waagen, Kunstwerke und Künstler
2 Reichensperger, Vermischte Schriften, S. 78, ff.
in Deutschland,