Vierte Periode.
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Scheyern in der Bibliothek zu M ünchenf mit energischen Darstel-
lungen aus der heiligen Geschichte und besonders aus der Apokalypse
und aus poetischen Legenden. In diesen spricht sich ein voller Lebens-
sinn aus, der zwar um das Detail der Form wenig sorgt, der aber durch
grosse Züge, durch kühne Bewegung, durch einen starken Schwung der
Gewandung ebenfalls entschiedene Wirkungen hervorzubringen vermag;
Diese Arbeiten charakterisiren die schon vorgeschrittene Zeit des 13. Jahr-
hunderts und stimmen in der allgemeinen Fassung mit den im Folgenden
zu besprechenden jüngeren Arbeiten überein. Als ein anderes bezeich-
nendes Beispiel sind die Bilder einer Handschrift des „Welscl1en Gastes"
Bärer
Aus der Heidelberger
Plaudschrift des Welscl
len Gastes.
(eines Gedichtes aus der Frühzeit des 13. Jahrhunderts) in derBibliothek
von Heidelberg zu erwähnen. 2- Leicht in Farben ausgemalt, stellen
sie eine Fülle von Scenen des Lebens in frischer und natürlicher Auf.
fassung dar.
Den deutschen Miniaturen der Zeit reihen sich böhmische von vey.
waudter Beschaffenheit an. Ein Hauptbeispiel sind die Bilder einer Hand-
schrift des unter dem Namen „Mater verborum" bekannten Glossars im
Vaterländischen Museum zu Prag, vom Jahr 1202, die Miniaturen von
der Hand eines gewissen Miroslaw. 8
Dann kommen einige Tafelgenliilde, mit Darstellungen auf Gold-
grund, in Betracht, frühe Beispiele für die Verwendung solcher zur Al-
tarausstattung an Stelle des Prachtselnnuckes, welcher bisher für derar-
tige Zwecke mit Vorliebe angewandt wer, (auch in dieser Periode u. A.
noch in der Goldtefel von Basel, oben, S. 553), hiemit eine bemerkens-
werthe Wendung des künstlerischen Wollens und Strebens bezeichnend:
ein ehemaliges Altar-Antependium im Provinzialmuseum zu Münster,
1 F. Kugler, K1. Schriften, l, S. 84. 2 Ebända, 1, S. 3, 6.
besonders Passavqnt, 111 der Zeitschrift für christliche Archäologie und
S. 193 nebst Abblldung.
ß Vergl-
Kunst, I: