Vierte Periode.
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Evangelisten enthalten; an der Brüstung iigmenreiche, zum Theil ver-
schiedene Momente der Handlung zusammendrängende Reliefs: Christi
Geburt, Anbetung der Könige, Darstellung im Tempel, Kreuzigung, jüng-
stes Gericht. Die formalen Grundzüge sind dieselben; die Verwandtschaft
mit dem formalen Streben der sächsischen Schule ist noch erkennbar,
selbst in einzelnen, Wohl nicht ganz gleichgültigen Punkten auffälligf
aber eine Wunderwiirdige Durchbildung zumal im Nackten (und insbeson-
dere in dem Relief des jüngsten Gerichts), die nur in kleinen Einzel-
mängeln noch auf die befangenen Ausgangspunkte des Studiums zurück-
deutet, erfüllt das ganze vielgegliederte Werk. Der Drang der Zeit, der
von den aus altchristlicher Zeit bewahrten Traditionen zur klassischen
Läuterung der Form zurückführt, hat auch den pisanischcii Meister er-
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Gestalt der
Maria
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dem Relief der Geburt Christi an der Kanzel des Baptisteriums zu Pisa.
Von Nicola Pisano. (Nach Cicognara.)
griffen, ungleich lebhafter noch als alle Mitstrebenden. Er schreitet die
Bahn der Antike nach; er giebt seinen Gestalten, zum Theil nach dem
Vorbilde der altchristlichen, mehr noch nach dem der antiken Motive, die
Lebensfülle, den Adel, die Majestät der Werke des Alterthnms; er führte
die Wundergestalten der alten Götter und Heroen auf's Neue in das
Gebiet des künstlerischen Schaffens ein. Aber er beeinträchtigt hiemit
allerdings die innerliche Einheit, den geistigen Grundgehalt seines Werkes.
1 Sehr bemerkenswerth ist namentlich die Erscheinung der Figur des Engels
mit dem Stabe bei der Anbetung der Könige, ebenso wie in dem Relief der gold-
nen Pforte zu Freiberg.
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. I.