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romanischen
des
Kunst
Die
Styles.
romanische Disposition, die jedoch an der Facade schon in die Formen
der Renaissance übergeht. Dagegen zeigen zwei bedeutende Kl0sterbau-
ten in Pavia bei einer gothischen Behandlung der Faeaden, welche
später zu erwähnen sind, im Innern völlig romanische Disposition und
"Gewölbentwicklung. Noch streng tritt dieselbe, zum Theil sogar an den
Fenstern im Rundbogen, an S. Francesco auf; frei entwickelt und in
edler Gliederung dagegen an S. Pantaleone (auch S. Maria del Car-
mine genannt), zugleich als Muster vollendet durchgeführten Backstein-
baues bemerkenswerth. l
Dann sind zwei Gewölbkirchen der ane-onitanischen Mark zu erwäh-
nen: die Kathedrale von San-Leo, 1173 gegründet, welcher Zeit der
noch rundbogige Chor anzugehören scheint, während der Schiffbau spitz-
bogig ist, mit einer Tonnenwölbung über dem Mittelschiff, und die
Abteikirche S; Bernardo in dem zwischen Ancona und Sinigaglia belege-
nen Chiaravalle, ein durchgebildet romanisch spitzbogiger Gewölbebau,
1172 gegründet, im Aufbau ohne Zweifel später.
Rom hat auch in dieser Epoche, wie schon früher bemerkt, noch
schlichten Basilikenbau: die Vorderschiife von S. Lorenzo fuori le mura
(Säulen mit geraden Gebälken) und SS. Vincenzio ed Anastasio, eine ein-
fach rohe Pfeilerbasilika, aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts lmd aus
nächstfolgender Zeit. Derselben Zeit und Richtung gehören der Dom zu
Civita Castellana, zwar im Hauptbau modernisirt, in der Krypta und
der zierlichen Vorhalle dagegen noch rein erhalten. Aehnlich der in einen
antiken Tempel hineingebaute Dom von Terracina, eine Säulenbasilika
von römischer Behandlung, namentlich auch in der anmuthigen Säulen-
vorhalle, obschon hier und am Oampanile sich der Spitzbogen bereits
einmischt. 2 Gleichzeitig aber bildet sich dort eine.Dekorativ-Architek-
tur aus, die mit Geschmack auf die Muster der Antike zurückgeht, die-
selben mit freiem Sinne umgestaltet und in einzelnen Werken, zierlich
spielend und klassisch gebunden, den höchsten dekorativen Reiz zu ent-
falten weiss. Vornehmlich ist es die Kiinstlerfamilie der Cosmaten, die
sich in derartigen Arbeiten bethätigt. Ihre eigentlich architektonischen
Werke bestehen in Klosterhöfen und Kreuzgängen. Schlichtere Architek-
turen der Art sind die Höfe bei S. Lorenzo fuori le m., S. Vincenzio ed
An., S. Sabina zu Rom, der bei S. ltlaria. della Verita zu Viterbo und
der beiS. Scholastica zu Subiaco vom J. 1235; sehr reiche und glänzende
Klosterhöfe bei S. Paolo fuori le muraä und S. Giovanni in Laterano
zu Rom, beide durch die Wechselverhältnisse von kräftiger Gesammt-
haltung und spielend bewegten Einzeltheilen, von klassisch reinster und
üppig phantastischer Form, von scharf plastischer Behandlung und rei-
Cll8I,-IIIl1lSlVlSCl1 farbiger Incrustation von der reizvollsten Wirkung.
Auch kleinere Werke von ähnlicher Behandlung, mit musivischem Schmucke
ausgestattet, Ambonen, Chorschranken, Altäre, Tabernakel, gehen aus
1 W. Lübke in den Miüheilungen der Gentxz-Commission zu Wien.
gang 1860. 2 Ebendaselbst. 3 Denkmäler der Kunst, T. 4118).
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Jahr-