Vierte Periode.
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in schwerer Behandlung, der Schiffbau von St. Gilles zu Caen, in kräf-
tiger Bildung die Sehiüarkaden der Kathedrale von Evreux. Ein mit
reicher, mehr phantastischer Dekoration versehenes Werk ist das Kapitel-
haus von St. Georges zu Bocherville; (in den Obertheilen schon go-
thisirend.)
In den nordöstlichen Landen findet das alterthümlich romanische
System, z. B. das der einfachen Pfeilerbasilika, noch immer mannigfaltige
Nachfolge. Aber es entwickelt sich gleichzeitig auch hier die Neigung
zu einer reichen dekorativen Ausstattung, die der strengen Grundform
ein zierlich wechselndes Gepräge giebt und sich in manchen dekorativen
Einzelstücken glanzvoll bethätigt. In Isle-de-France kommt zunächst
eine Anzahl kleinerer Kirchen der Umgegend von Gompiegne in Betracht,
besonders St. Medard zu Quesmy, eine rundbogige Pfeilerbasilika von
schmuckreich feiner Behandlung, und St. Eloi zu Traci-le-Val, mit
phantastisch ausgestattetem Thurmbau; ferner die Reste des Klosters
von Notre-Dame und die Kapelle St. Pierre-au-Parvis zu Soissons, so-
wie die nahe belegenen Kirchen von Flavy-le-lilartel und von Gonde-
sur-Aisne; zu Laon die achteckige Templerkirche, und in der Um-
gegend die Kirchen von Bruyeres und von Coucy-le-Chäteau.
In der Picardie (Dep. Somme) die Ruinen der Abteikirche von Berthau-
court-les-Dames und die Kirche von Nouvion-le-Vineux. In
der Champagne ebenfalls Pfeilerbasiliken, z. B. die Kirche von Binson
bei Chatillon s. M., mit dem in jener Gegend üblichen Arkadenportikus
und zierlich spitzbogigem Portal; die älteren Theile der Kathedrale von
Chälons s. M., und vornehmlich die Kirche von Thil-Ohatel (Cöte-
(POr), die sich durch die edelste, klassisch durchgebildete Behandlung
ihrer dekorativen Theile auszeichnet. Andres im Loiret, z. B. der
zierlich ausgestattete Portikus von Notre-Dame und die Fagade des so-
genannten Templerhauses zu Beaugency: auch im belgischen Grenz-
lande, zu Tournay: eine Anzahl geringerer Kirchen des Orts, besonders
die originelle Kirche St. Quentin mit frühgothisch umgcbautem Chor,
die einfachen basilikenartigen Anlagen von St. Jacques und St. Made-
leine, die sogar iiachgedeckt waren, erstere dabei durch ein zierliches
Triforium ausgezeichnet, und dic jüngeren Theile der Kathedrale, nament-
lich die in eigenthümlioher, orientalisch phantastischer Weise behandelten
Seitenportale derselben.
Diesen Erscheinungen tritt sodann die folgenreiche Weiterbildung
jenes Systems zur Seite, welches sich an den Sugefschen Bauten zu St.
Denis, an den Chören von St. liIartin-des-Chalnps und von St. Germain-
des-Pres zu Paris zuerst entwickelt hatte. (Vergl. oben, S. 449). Das
Hauptbeispiel ist die Kathedrale von Noyon, 1 deren Bau um die Mitte
des 12. Jahrhunderts oder bald nachher beginnt und, wie es scheint, bis
in den Anfang des 13. Jahrhunderts dauert. Sie hat die Choranlage von
St. Denis mit umlaufendem Kapellenkranze, im Innenbail ein spitzbogiges
Vitet und Ramäe, monographie
de Noyon.
de Pöglise Notre-Dame