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Styles.
Die Kunst des romanischen
liehen Quersehiüilügel), die sich in der Nachahmung streng romanischer
Formen und mit reichlichem Sculpturenschmuck spielend aufbaut. (We-
sentliche Theile des Münsters gehören einer spätgothischen Herstellung
an.) Andre Bauten verwandten Systems sind: der Dom zu Chur,
dessen Chor 1208 und dessen Schiff 1282 vollendet wurde, mit den An-
zeichen norditalienischer Einwirkung, namentlich in der Anlage der Krypta;
der Chor der Liebfrauenkirehe zu Neuenburg (Neuehätel); die Schilf-
arkaden der Kathedrale von Genf, die letzteren wiederum mit franzö-
sirenden Elementen und mit lebhafter Einwirkung jener barock phanta-
stischen Dekorationsweise, welche sich an den älteren Monumenten dersel-
ben Gegend (und an diesen zum Theil ebenfalls bis in das 13. Jahrhundert
hinab, vergl. oben, S. 440) ausgebildet hatte.
Der schon (S. 428) erwähnte Kreuzgang des Grossmünsters zu
Zürich hat durch seine Anordnung und Ausstattung den lebhaftesten
malerischen Reiz, mit einer Fülle dekorativer und ügürlicher Sculptur,
welche derselben, jedenfalls auf altnationaler Stimmung beruhenden Ge-
schmacksrichtung ihr Dasein verdankt, mannigfach noch herb und alter-
thümelnd in den Einzelheiten der Behandlung, zugleich aber (in, den
figürlichen Theilen) mit Motiven einer so lebendigen Entwickelung, dass
hiemit die Schlussepoche des romanischen Styles zuversichtlich documen-
tirt erscheint.
In der schwäbischen Architektur bleibt der schlichte Basilikenbau
entschieden vorherrschend. Gewölbebauten, zumal von grösserer Anlage,
sind selten; dagegen bildet sich ein dekorativer Geschmack von reichster
Fülle aus, zum Theil in üppig phantastischer, zum Theil in einer edel
gemessenen Behandlung. So die Johanniskirche zu Schwäbisch-Gmünd,
eine rundbogige Pfeilerbasilika, die Kirchen zu Brenz und zu Hei-
denheim, Säulenbasiliken derselben Art, die Kirchen zu Weinsberg
und O b e r s t e n f e l d, spitzbogige Säulen -Basiliken, die heil. Grab-
kirche zu Denk endorf, eine spitzbogige Pfeilerbasilika. Gewölbkirchen
sind die Stiftskirche zu Ellwangen (innen modernisirt) und die Schloss-
kirche zu Pforzheim, die im Fortschritt des Baues vom romanischen
zum gothischen Style übergeht. Als kleinere Dekorativbauten sind
hervorzuheben: eine sechseckige Kapelle zu Kombur g bei Schwäbisch-
Hall; die Michaelskapelle an der Josephskirche zu Heilbronn, mit
reizvoll und zum Theil in zierlich arabischen Formen geschmücktem Ge-
wölbe; die Walderichskapelle zu Murrhardt, ein kleiner Bau von über-
reich phantastischer Ausstattung, mit Motiven, die theils an die karolin-
gische Epoche, theils an Schmucktheile, welche an apulischen Kirchen
vorkommen, erinnern; Einiges zu Beben hausen, namentlich die Geis-
selkammer; endlich ein Theil der schmuckreichen Klostergebäude zu
Maulbronn, besonders die Vorhalle der Kirche, das Refectorium, der
Nordflügel des Kreuzganges, von vorzüglich geschmackvoller, zum Theil
allerdings schon in die Gothik übergehender Behandlung.
Einige schlichte spitzbogige Basiliken, theils mit schlanken achtecki-
gen Pfeilern, theils mit Rimdsäulen, bilden in ihrer neutralen Verfassung