Vierte Periode.
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Kirchen zu Goslar stehen in einem ähnlichen, vielleicht nur minder wirk-
samen Uebergangsverhältnisse. Die Reste der Liebfrauenkjrche zu
Altenburg scheinen dagegen auf eine einfach gesetzliche Gewölbean-
lage zu deuten.
Anderweit kommt eine Reihe von dekorativen Baulichkeiten oder
Baustücken ruudbogiger Formation in Betracht, zum Theil ebenfalls durch
eine sehr reizvolle Behandlung ausgezeichnet. So eine Anzahl schmuck-
reicher Portale: an der Kirche von Tre f f urt, der Bartholomäikirche zu
Zerbst, der Petrikirche zu Wörlitz, den Kirchen von Rochsburg
und von Geithayn, dem Dome von Freiberg. Die letztere, die so-
genannte wgoldne Pforte", ist mit einer wundersamen Dekoration von
plastischer Fülle versehen, Säulen und andern Ornamenten, in denen ein
ächt klassischer Zug in phantastisch freier Umgestaltung ersichtlich wird,
und bildnerischen Werken von hoch idealistischer Schönheit; (vergl. unten).
So der Kreuzgang und die Abtkapelle zuPforte (Schulpforte), der Kreuz-
gang zu König slutter, der ältere Theil des Kreuzganges neben dem
Dome zu Magdeburg. So der stattliche Westchor von St. Michael zu
Hildesheim, merkwürdig durch einen Umgang in der Höhe der Krypta
und durch würdevolle Ausstattung des Oberbaues; auch der überaus zier-
liche und geschmackvolle Westflügel des dortigen Kreuzganges, der schon
zu den jüngsten Werken romanischer Kunst zählt.
Dann sind vorzüglich ausgezeichnete Beispiele des Schloss- und
Schlosskapellenbaues einzureihen: das „hohe Haus" der Wartburg,
in der Hauptsache, wie es scheint, aus der Regierungsepoche Landgraf
Hermanns I. (1190-1216), mit Säulensälen und einer Ausstattung der
Facade durch Arkadengallerieen, in den dekorativen Theilen reich und
edel, doch noch streng behandelt; die Schlosskapelle zu Freiburgl
an der Unstrut, vermuthlich aus der Zeit des Landgrafen Heinrich Raspe
(1228-1247), eine Doppelkapelle, deren oberes Geschoss durch den Wohl-
laut der Anordnung und die vollendete Schönheit der ornamentistischen
Theile (bei denen wiederum einige Elemente arabischer Kunst sichtbar
werden) eins der ersten Meisterwerke des Styles ausmacht; die ge-
ringere und nur im Untergeschoss erhaltene Schlosskapelle zu Lohra;
der nur in Einzelstücken seiner ursprünglichen Anlage erhaltene alte
Flügel des Kaiserpalastes zu Goslar; auch ein Paar städtische Ge-
bäude, wie eine Domherrn-Curie zu Naumburg lmd die jetzige Hof-
apotheke zu Saalfeld.
Im Uebrigen tritt auch in der sächsischen Architektur der romani-
schen Schlussepoche der Spitzbogen als charakteristisches Element hinzu.
Er steht mit verschiedenartiger Fassung der baulichen Anlage in Ver-
bindung.
Zunächst sind es schlichte uugewölbte Pfeilerbasiliken, welche Sich
dieser Formen bedienen: in noch unentschiedener Weise bei der Kirche
im Kloster Marienberg bei Helmstädt, in schlichter aber klar durch-
geführter Entwickelung bei der Ruine der Klosterkirche zu Memleben.
Denkmäler
der Kunst,