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Kunst des romanischen
Die
Styles.
trug und mit reichen Email-Malereien ausgestattet ward. Er berief zur
Ausführung der letzteren deutsche Meister, aus Lothringen, (der Heimath
des ebengenannten jüngeren Meisters Nicolaus.) In den letzten Decen-
nien des Jahrhunderts folgen selbständige französische Arbeiten in dieser
Kunsttechnik, zum Theil sofort in ansehnlichem Maassstabe. Das bedeu-
tendste Stück ist eine Tafel von c. 2 Fuss Höhe und 1 Fuss Breite im
Museum zu Mons 1 mit dem, allerdings noch in völlig starrem Style ge-
haltenen Bilde eines ritterlichen Herrn, ohne Zweifel den Heinrich Plan-
tagenet (gest. 1189, nicht, wie gewöhnlich ohne Grund behauptet wird,
seinen Vater Gottfried, gest. 1151,) darstellend. Die Stadt Limoges
wird fortan der Hauptort für die Anfertigung (lerartiger französischer
Kunstarbeiten.
Eine Nachbildung grösseren Maassstabes der durch die Anwendung
von Ernailfarben gewonnenen Effekte zeigt die Grabplatte der Fredegunde
in der Kirche von St. Denis (aus St. Germain-des-Pres in Paris stam-
mend.) 2 Hier sind die Umrisse der Gestalt und der Gewandung, wie in
der Emailtechnik, durch erhaben stehende Kupferränder gebildet und mit
farbigem Mosaik ausgefüllt, während das Gesicht, die Hände und die
Schuhe, welche gegenwärtig fehlen, ohne _Zweifel erhaben aus Metall ge-
bildet waren. 3 Der Styl ist höchst starr. 4
ierte
Perio
Die Schlussperiode des romanischen Styles beginnt um das Ende des
12. Jahrhundertsf die Zeit ihres Ausganges ist, wie schon angedeutet, in
den verschiedenen Ländern und Landestheilen verschieden. Sie steht im
Gegensatz zu der grossen Neuerung des gothischen Styles, dessen An-
fänge (im nördlichen Frankreich) bereits in der Spätzeit des 12. Jahr-
hunderts eintreten und der im Laufe des dreizehnten eine mehr und mehr
umfassende Verbreitung findet. Einzelne Erscheinungen des Romanismus
reichen noch über das 13. Jahrhundert hinaus.
Es ist das nächste Ergebniss der geistigen Strebungen des 12. Jahr-
hunderts, das innigere Lebensgefühl, das freiere Bewusstsein, zu welchem
diese geführt, was den künstlerischen Charakter der romanischen Schluss-
periode bedingt. Es ist das Herausarbeiten der in den vielseitigen Er-
1 Du Sommerard, les arts au moy. äge, III, X, t. 12. 2 S. u. A. de Guil-
hermy, rnonogr. de Pegl, r. de St. Denis, p. 209. 3 Nach der "gewiss richtigen
Ansicht de Oaumonfs, Abeeedaire, areh. reL, p. 47, (obgleich derselbe, frühern
Forschern folgend, die Arbeit nochsder altchristlichen Epoche zuschreibt. 4 De
Guilhemy erwähnt noch zweier musivischer Grabsteine, den des Bischofes Fru-
maldus von Arras, gest. 1180, und einen zweiten, mit dem Datum 1109, der in
den Ruinen der Abtei von St. Bertin gefunden wurde. Ob diese aber dieselbe
Nachahmung der Emailtechnik, durch erhabene Kupferränder (deren Anwendung
im Mosaik unmotivirt ist), zeigten, wird nicht gesagt. Die Starrheit des Styles
in der Grabplatte der Fredegunde weist nicht nothwendig auf ein frühes Alter
zurück; die mit Email versehenen Metall-Monumente zweier Kinder Ludwigds des
Heiligen in St. Denis (s. unten) erscheinen ebenfalls noch, obschon in anderer
Fassung, überaus starr.