Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Dritte Peribde. 
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ebenfalls schon den Beginn einer freieren Bewegung ankündigen. (Andres 
daselbst aus der nächstfolgenden Epoche.)  So das grosse Mosaik an 
der innern Westwand der Kathedrale von Torcello, das in figurenrei- 
cher Darstellung den Opfertod Christi, die Auferstehung, das jüngste Geä 
richt u. s. w. darstellt.  So die ausgedehnten Mosaiken in den sici1ia- 
nischen Bauten dieser Epoche: in der Schlosskapelle von Palermo, in 
der Martorana ebendasclbst, im Chore der Kathedrale von Cefalü. und 
namentlich die überaus glanzvollen Werke, welche die Innenwände der 
Kirche von Monrealet bedecken, gleichfalls Arbeiten byzantinischer 
Schule, durch die Mannigfaltigkeit der biblischen. und anderweit heiligen 
Darstellung und die Erneuung einer Fülle altüherlieferter Motive, durch 
den sinnreichen Anschluss an die grossen Linien der Architektur von 
inachtvoller Wirkung.  So auch einige Werke zu Rom, in denen aber 
das traditionelle Element auf sehr beachtenswerthe Weise den Ausdruck 
eines neuen und selbständigen Lebensgefühles gewinnt: das Mosaik in 
der Chorabsis von S. Maria in Trastevere aus dem zweiten Viertel des 
Jahrhunderts, welches bei noch roher Behandlung doch schon eine indi- 
viduelle freie Auffassung bekundet, namentlich in der "Hauptgruppe von 
Christus und Maria; das an der grossen Hohlkehle der Fagade derselben 
Kirche; das in der Chorabsis von S. Clemente, dessen Darstellung in 
wohlthuend dekorativer Gesammtanordnung aus dem Grunde eines reichen 
Weingerankes und zu den Seiten desselben hervortritt. 
Die italienische Miniaturmalerei dieser Zeit ist ohne Bedeutung. 2 
Dekorative 
KunsL 
Die dekorative Kunst des 12. Jahrhunderts geht gern, in ausgedehn- 
terem Maasse als früher, auf eine Vereinigung des Eigenthümlichen der 
verschiedenen Kunstfächer, auf ein Zusammenfassen desselben zur gemein- 
samen Wirkung hinaus, veranlasst und getragen von der allgemeinen de- 
korativen Richtung der Zeit und von dem schematisch conventionellen 
Zuge, welcher dieselbe bedingte. Zumeist kommen Arbeiten von vergol- 
detem Kupfer in Betracht in Architekturformen geordnet mit bildneri- 
sehen Randüguren, auch init Schnitzwerken aus Elfenbeiii besetzt, mit 
gravirten Darstellungen und mit Emailmalereien versehen, oft in der Art, 
dass Figuren von gravirter Zeichnung zwischen Emailgründen und Email- 
ornamenten vertreten. Die Behandluong des Emails ist die oben bezeich- 
nete, die sich, nach byzantinischem Vorgange, als eine selbständig occi- 
dentalische ausgebildet hatte. 
 
' Denkmäler der Kunst, T- 49   2 Als ein überaus zierliches Werk by- 
zantinisirender oder wirklich byzantinischer Kunsttechnik, wahrscheinlich aus dem 
12. Jahrhundert herrührend, darf hier noch die Kaiserdalmatica im Schutze der 
Peterskirche zu Rom genannt werden, ein Diakonengewand von veilchenfarbener 
Seide, welches in feiner Stickerei in Gold, Silber und einigen Farben iiguren- 
reiche, durch stylvolle Würde ausgezeichnete Darstellungen mit griechischen Bei- 
Schriften enthält.
	        
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