Dritte Periode.
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chitrav in der Sammlung des Oampo Santo, mit der Darstellung des Sal-
vator und der Evangelistensymbole von Meister Bonus Amicus, in ungefüg
stylisirter Fassung. 1 Ein Erzportal an der Südseite des Domes mit derb
rohen, doch schon durch eine leis hervorbrechendc Naivetät bemerkens-
Werthen Darstellungen. (Ein andres Erzportal, das der Haupteingangs-
thür des Domes, 1180 von Bonannus gefertigt, ist nicht mehr vorhan-
den.) Verschiedene Arbeiten am Baptisterium; die am östlichen Por-
tale, 2 schlicht geordnet, sinnvoll, mit derAndeutung lebendigen Gefühles;
und die am nördlichen Portale, in einem einfach strengen, gemässigten
und gereinigten Style.
Rom besitzt aus dieser Epoche, wohl aus der spätern Zeit des Jahr-
hunderts die holzgeschnitzten Thüriiügel des Hauptportals von S. Sa-
bina, 3 in deren Feldern eine Reihenfolge biblischer und anderer Dar-
stellungen enthalten ist. Bei einem Zurückgehen auf altchristliche Muster,
bei theils unbehülflich kurzen, theils lang gestreckten Gestalten in un-
gefüger Behandlung macht sich hier ein Sinn für lebhafte, selbst kühne
Bewegung bemerklich. Das Antependium des Altars im Dome von
Oitta di Castellot in Silber gearbeitet (um 1144), hat Darstellungen
byzantinisirenden Grepräges.
Unter-Italien und Sicilien haben aus dieser Zeit eine namhafte
Zahl von Erzportalen. 5 Jene im 11. Jahrhundert beliebten byzantinisiren-
den Portale mit gravirter, durch Silberdrähte ausgefüllter Zeichnung (oben
S. 405), deren ähnliche auch noch aus dem 12. Jahrhundert vorhanden zu
sein scheinen, reiztcn ohne Zweifel zur Nachfolge; aber der selbständiger
erwachende Kunstsinn trieb nunmehr zur Ausstattung mit plastischen
Darstellungen. Die Künstlernamen bezeichnen den nationalen Kunstbe-
trieb; der Styl bewahrt mehr oder weniger byzantinische Anklänge. Zu
den frühsten Arbeiten gehört ein Portal an der Grabkapelle Bohemunds
zu Oanosa, von Rogerius aus Amalii gefertigt, mit reichern Ornament-
streifen, welche den Styl der saracenischen Kunst nachahmen, und mit
zwei streng behandelten figürlichen Tafeln. Zwei Portale der Kathedrale
zu_Troja sind von Oderisius aus Benevent, das eine, vom J. 1119,
ist, abgesehen von einigen modernen Zuthaten, theils mit Silbcrniellen,
theils mit plastischen Verzierungen versehen; das andre, vom J. 1127,
in seiner ursprünglichen Beschaffenheit erhalten, hat in einer eigen bar-
baristischen Behandlung nur Figuren in Niello, zeigt sich also noch gänz-
lich abhängig von der byzantinischen Tradition. Ausschliesslich mit pla-
stischer Dekoration sind die um die Mitte des Jahrhunderts entstandenen"
Pforten der Kirche zu Benevent ausgestattet. Daran schliessen sich
1 Die Buchstabenfoim der Inschrift verstattet nicht wohl, die Arbeit, wie es
insgemeixi geschieht, vor das 12. Jahrhundert zu setzen. 2 Cicognßra, t- 7
hlAgincourt, t. 21 Denkmäler der Kunst, T. 48 3 D'Agin0011l't, t- 22-
Denkmäler der Kunst, T. 48 4 D'Agincourt, t. 21 Denkmäler der
Kunst, T. 48 (6, 7). 5 Duo de Luynes, reeherches sur les monuments des Nor-
mands etc. dans Pltalie meridionale. Duca, di Serradifalco, dßl dllümß dl M011-
reale. H. Schulz, Denkmäler Unter-Italiens, giebt vortreffliche Abbildungen der
wichtigsten Portale.
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. I.