Dritte Periode.
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tragenen Gloria, in der schematischen Würde und (in den Engeln) mit
dem Versuche lebhafter Bewegung. An einem Pfeiler des Kreuzganges
von St. Zeno bei Reichenhall die fast styllos schwerfällige Reliefügur
Kaiser Friedriclfs I. ' U. s. w.
Eine eigcnthiirnlich merkwürdige Erscheinung bilden die in Böhmen
unter der Regierung der Herzoge Wladislaw und Sobieslaw (1105-40)
geprägten Münzen? Während im Allgemeinen das lllünzgepräge des
früheren Mittelalters auf künstlerische Geltung keinen Anspruch hat, zeich-
nen sich die Darstellungen jener Münzen, wie durch ein scharfes Ge-
präge, so durch eine zwar byzantinisirende, doch lebendig gefühlte Zeich-
nung aus. Ueber die Anfertiger der Stempel liegt keine Kunde vor.
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In der romanischen Sculptur von Frankreich sind Werke des Erz-
gusses nicht nachgewiesen. Ein in Blei gegossenes Werk, ein Tauf-
becken zu St. Evroult-de-Montfortß in der Normandie (Dep. Orne),
gibt für solchenMangel einen wenig genügenden Ersatz. Es enthält die
Bilder der Evangelisten, die Zeichen der Monate, die Darstellung monat-
licher Beschäftigungen und scheint trotz seiner rohen Behandlung schon
in ziemlich späte Zeit des 12. Jahrhunderts zu fallen.
Die französische Steinsculptur hat einige Werke aus der Frühzeit
des Jahrhunderts. Namentlich die Reliefs an den Pfeilern des Kreuz-
ganges von Mois sac, 4 welche dem alten Bau desselben vom Jahr 1100
angehören. Es sind Apostelgestalten in rundbogigen Nischen, in schlich-
ter Fassung und in einer gewissen antikisirenden. Reminiscenz, doch von
unkräftiger Behandlung. Ebenfalls früh und eigenthümlich merkwürdig
scheinen die Sculpturen am Südportal von Notre-Dame zu Olermontä
in der Auvergne zu sein. Zwei Pfeiler mit grossen Reliefgestalten hei-
liger Personen tragen eine giebelartige Obersehwelle, welche nach Art
eines antiken Tempelgiebels in trefflicher Benutzung des Raumes von
einem flgiuenreichen Relief ausgefüllt ist: in der Mitte ein kirchliches Ge-
bäude, links die Anbetung der Könige, rechts die Darstellung im Tempel
und die Taufe Christi. Darüber die Lünette des Portalbogens mit dem
Salvator und zwei Seraphinen; zu den Seiten andre Relieftafeln. Styl
und Behandlung (worüber sich aus der vorliegenden Abbildung nichts Ge-
nügendes entnehmen lässt) scheinen durchgängig nur schlicht derbes Wesen
zu bekunden.
Jünger ist die Portallünette einer Kirche in la-Lande-de-Cub-
1 v. I-Iefner, a. a. 0., T. 23. 2 Passavant, in der Zeitschrift für christi.
Archäologie und Kunst, I, S. 158, (mit Hinweis auf S. A. Voigt a. St. Germane,
Beschreibung der bisher bekannten böhmischer; Münzen, U1 15-) 3 De Call"
mont, a. a. 0., p. 217. 4 Voyages pitt. et rom. dans Panc. France, Languedoc,
1,11. 5 Sommerard, les arts. au. moy. äge, IV, Oh. III, pl- 2-