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Dfe Kunst des romanischen
Styles.
darstellt; ein Taufstein in der Kirche zu Eisen, mit den Bildern der
Apostel und Evangelisten; der Grabstein Wittekinds in, der Kirche zu
Engern, 1 an die Erzplatte mit dem Bilde König Rudolph's zu Merse-
burg (oben, S. 399) erinnernd; während der allgemein vorherrschende
schematische Styl der Epoche an Seulpturen, wie denen der nördlichen
Portallünetten des Domes zu Soest und der Kirche von Erwitte (mit
Bildern des Erlösers), wie denen der Taufsteine von Aplerbeck, Bo-
chum, Beckum, ersichtlich wird.
Sodann einige Sculpturen in Sachsen. Die äussere Ausstattung
der sogenannten Busskapelle in der Stiftskirche zu Gernrode, der Früh-
zeit des Jahrhunderts angehörig, aber durch Veränderungen in der Zeit
der romanischen Schlussepoche zum Theil beeinträchtigt. Am Meisten
erhalten die alte Einrichtung der Westseite, 2 ein Täfelwerk mit symbo-
lisch dekorativen Darstellungen von reicher Composition, aber, besonders
im Bligiirlichen, von ungefüg roher Arbeit. Ein Einbau im westlichen
Theil der Kirche von Wester-Gröningenß an der hohen Brüstung
mit den Stuckfiguren Christi und der Apostel in schlicht derber Behand-
lung. An der Vorhalle des Domes von Goslar-i Nischen mit schwe-
ren, roh gearbeiteten Figuren. Ein reich dekorirter Taufstein im Dome
zu Merseburg, 5 mit den schwerfällig gestreckten Bildern der Propheten,
welche die Apostel auf den Schultern tragen, einer plumpen, 0b auch
anderweit sich öfters wiederholenden Verbildlichung des Wechselverhält-
nisses zwischen jenen Personen des alten und des neuen Bundes.
Die Reste bildnerischer Thätigkeit dieser Epoche im Westen und
Süden von Deutschland sind gering. Zu nennen sind: Zu Remagen am
Rhein das Portal des katholischen Pfarrhofes, eine' grosse Zahl seltsamer,
phantastisch symbolischer Reliefs von höchst formloser Behandlung ent-
haltend. Zu Köln 6 eine Portallünette an St. Oäcilia mit drei Halb-
figuren, in völlig starrem Style; einige Sculpturen aus St. Pantaleon im
städtischen Museum; der Grabstein der Plectrudis am Chor von St. Maria
am Kapitol, 7 mit dem allgemeinen Schematismus ein gewisses feineres
Formgefühl verbindend. Zu Trier einige starre Sculpturen im Dom
und in der Bogenlünette des Neuthores, die letzteren mit schon beweg-
teren Einzelmotiven. Zu Pont-a-Mousson in Lothringen ein Tauf-
stein 8 mit barbaristisch schweren Reliefs, Taufscenen darstellend, nach der
architektonischen Zuthat aus der jüngeren Zeit des Jahrhunderts. In
St. Thomas zu Strassburgder Sarkophag des Bisehofes Adalochf) mit
kleinen phantastischen und historischen Darstellungen unter Arkaden, im
Figürlichen ebenfalls schwer und roh. An der Kirche von Alpirs-
bach in Schwaben eine Portallünette, I" Christus in der von Engeln ge-
1 v. Hefner, Trachten des christl. Mittelalters, I, T. 29. 2 Puttrich, Denk-
mäler d. Bauk. in Sachsen, I, I, Ser. Anhalt, T. 21. 3 F. Kugler, Kl. Schrif-
ten, I, S. 599. Abbild. bei W. Lübke, Grundriss d. Kunstgesch, S. 353. 4 F.
Kugler, K], Schriften, I, S. 143. 5 Puttrich, II, I, Ser. Merseburg, Taf. 4.
6 Ueber diese und die folgenden s. F. Kugler, Kleine Schriften, II, S. 256, f.
7 Boisseräe, Denkm. d. Baukunst am Niederrhein, T. 8. 8 De Caumont, Abe-
cedaire, Arch. rel. p. 214, ff. 9 Sehneegans, Pägl. de St. Thomas ä Strasbourg,
p. 161. "mStillfried, Alterthümer etc. d.E. Hauses Hohenzollern,NeueF0lge,Lief. 2.