Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Dritte Periode. 
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grossartige Basilika, innen völlig mit Mosaiken erfüllt, am Aeussern des 
Chores wie die Kathedrale von Palermo ausgestattet, in der Thurmanlage- 
der von Oefalü ähnlich.  
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KunsL 
Die bildende Kunst des 12. Jahrhunderts fördert, vereinzelte Aus- 
nahmen abgerechnet, die im elften ausgestreuten Keime noch nicht zu 
einer fortschreitenden Entwickelung. Die sehr gesteigerte Thätigkeit in 
der monumentalen Architektur hatte zwar auch in der bildenden Kunst 
ein reicheres Schaffen und somit eine mehrseitige Uebung im künstleri- 
schen Erfassen des Gegenstandes und in der handwerklichen Ausführung 
zur Folge; in demselben Grade aber war sie zunächst, wie schon ange- 
deutet, auf eine im strenger architektonischen Sinn gebundene Darstel- 
lungsweise von Einfluss. Im Gegensatz gegen das Verschiedenartige in 
den bildnerischen Versuchen des 11. Jahrhunderts, gegen den unbeküm- 
mert dilettantischen Zug jener Epoche, gegen die zuweilen geniale Frische, 
welche dreist, von klassischen Vorbildern lebhaft erregt, dem Bedeutungs- 
vollsten in Form und Gehalt nachgestrebt hatte, wird die Kunst jetzt in 
umfassenderem Maasse auf einseitig formales Gesetz, auf das Typische 
und Schematische, das überall den primitiven Entwickelungsstufen an- 
eignet, zurückgeführt. Die Reminiscenzen, die einer barock entarteten 
wie die einer hoch gebildeten Kunst, scheiden sich aus; die unhehülfli- 
chen Bildungen eines barbaristisch rohen Gefühles schränken sich auf 
verhältnissmässig engere Kreise ein; ein gleichartiger Styl, dessen starre 
Gebundenheit Auge und Gemüth allerdings in wenig erfreulicher Weise 
berührt, dessen Gesetzlichkeit aber künftigem, erneut lebendigem Schaffen 
eine gesicherte Grundlage verheisst, erscheint als vorherrschend. Gleich- 
wohl macht sich daneben in einzelnen Fällen ein individuelles Vermögen 
geltend, welches dies Künftige schon mit starker Kraft vorweg nimmt, 
während in andern Fällen das stylistische Gesetz in roherer Weise durch- 
brochen wird, oder wo letzteres überhaupt noch keinen Boden gewonnen, 
noch erst ein ungefüger Barbarismus sich zeigt. 
Sculptur. 
Deutschland. 
In der deutschen Sculptur steht wiederum eine Folge von Werken 
des Erzgusses voran. 
Von ausgezeichneter Bedeutung ist eine, den Niederlanden angehö- 
rige Arbeit aus der Frühzeit des Jahrhunderts und ein Taufbecken, von 
Lambert Patras ausDinant nach 1112 für die Taufkirche von Lüttich 
gefertigt, gegenwärtig in St. Barthälemy daselbst befindlich. 1 Es wird, 
1 Schaepkens, träsor de Part ancien en Belgique, pl. 7 u. 10. Annales archäo- 
logiques, V, p. 21; VIII, p. 330. F. Kugler, K1. Schriften, II, S. 499.
	        
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