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des romanischen
Die Kunst
Styles.
üblichen Rundthurm, barbaristisch rohe Einzelformen, aber damit zu-
gleich schmuckreiche Theile, namentlich Portale, im ausgebildet englisch-
romanischen Style verbindet: die Kirchen von Roscrea, Killaloe,
Inishcaltra, Freshford, Agadhoe. Besonders merkwürdig ist
die Cormacis Kapelle zu Oashel. Sie hat bei ähnlicher Anlage, die
reichste Ausstattung, in einer Weise, welche die englischen Dekorations-
formen mit irisch barocker Behandlungsweise verschmilzt. Aber der Chor
hat bereits eine Kreuzwölbung mit Rippen, wie dergleichen nur in der
romanischen Schlussperiode vorkommt. Als Bauzeit dieser Kapelle ist
das J. 1134 verzeichnet; ihre Beschaffenheit lässt, wenn nicht auf einen
vollständigen späteren Rundbau, so doch jedenfalls auf eine durchgreifende
jüngere Ueberarbeitung schliessen.
In Wales bekundet sich, für diese Epoche, das stammverwandte Ver-
hältniss zu Irland, durch eine Anzahl von Steinkreuzen, deren dekorative
Ausstattung denselben phantastischen Charakter trägt.
an
avi
811.
.Die norwegischen Monumente des 12. Jahrhunderts zeigen verschie-
denartig verwandtschaftliehe Beziehungen zu denen der britischen Inseln.
Eine eigenthümliche Gattung bilden die Holzkirehe n, die so-
genannten „Stab-" oder "Reisswerkkirchen". Der ältest vorhandenen,
voraussetzlich noch dem 11. Jahrhundert angehörigen Ueberbleibsel, ihrer
nahenUebereinstimmung mit dem dekorativen Style der alt-irischen Kunst
Grundriss
der Kirche zu Borgund.
(Nach G. B111
ist bereits (oben, S. 389 u. f.) gedacht. Auf derartiger Grundlage ent-
wickelte sich ein bauliches und dekoratives System, dessen erhaltene Bei-
spiele vorzugsweise dem 12. Jahrhundert angehören und in denen sich
eine selbständig nationale Sinnesrichtung ausspricht. Die Gebäude sind
aus aufrecht stehenden, mit Falzen ineinander-greifenden Bohlen errichtet,
durch starke Eckpfosten gefestigt, von einem hohen Dache bedeckt, dessen
kunstreiches Gespärre im Inneren offen liegt, und zuweilen von Säulen,