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des romanischen
Die Kunst
Styles.
achteckigen und runden Pfeilern. Der Untertheil der Nordwand des Quer-
schilfes am Dom von Cammin in Pommern, mit einfach schwerem Por-
tale, gehört ebenfalls zu den ältesten Resten solcher Art. Auch einzelne
schlichte Landkirchen aus Granitmögen noch der in Rede stehenden
Epoche angehören. Ein handlicheres Material gewährte der gebrannte
Ziegel, dessen Anwendung in diesen Gegenden in den letzten Decennien
des 12. Jahrhunderts beginnt. Die streng alterthümliche Klosterkirche
von Krewese in der Altmark (seit 1157), die einen Wechsel von Säulen
und Pfeilern zeigt, hat im Wesentlichen noch den massigen Granitbau,
der sich indess schon mit dem Backstein dekorativ zu verbinden sucht.
In reinem Backsteinbau ist wohl das frühste der vorhandenen Monumente
der Art der Schiffbau des Domes zu Lübeck, vom Jahr 1170, eine mas-
sige Gewölbanlage mit gleich hohen Schiffen, auf schmucklos schlichten
viereckigen Pfeilern. Für noch älter galt die nicht mehr vorhandene
Marienkirche auf dem Harlunger-Berge bei Brandenburg, 1 ein zweige-
schossiger Viereckbau mit Absiden an jeder Seite und Thürmen über den
Eckräumen; eine Kirche an dieser Stelle wird schon 1165 als vorhanden
erwähnt. In der Technik des Ziegelbaues bildeten sich charakteristisch
eigenthümliehe Formen aus; die Marien- oder Dammkirche zu Jüterbog
und die Klosterkirche von J erichow enthalten, wie es scheint, die älte-
sten Beispiele solcher Behandlung, die letztere, in ihren Haupttheilen
wohl -noch dem um die Mitte des 12. Jahrhunderts ausgeführten Bau an-
gehörend, 2 mit würfelartigen Kapitälen, deren Eckseiten (statt der im
Steinbau üblichen Rundung) schräg abgeschnitten sind, eine im Zicgelbau
dieser Gegenden zumeist beliebte Form. Aber diese ganze Stylgattung
darf wesentlich der spätromanischen Epoche zugezählt werden; das Nähere
daher im folgenden Abschnitte.
Frankreich.
In Frankreich empfängt das Wölbesystem mit einem Tonnenge-
wölbe über dem Mittelsehilf und mit Ilalbtonnengewölben über den Sei-
tensehiffen, das in den südlichen Districten-bereits_ im lLJaln-hnndert
zur Anwendung gekommen war, erhöhte Ausbildung und wachsende Ver-
breitung. Auch die Bedeckung der Innenräume durch Kuppeln findet
Beifall, ebenso, obschon in selteneren Fällen, die Anwendung des Kreuz-
gewölbes über denlHochräumen, während der Bau Hachgedeektei" Basili-
ken sich auf engere Kreise (der nördlichen, und namentlich der nordöst-
liehen Districte) einschränkt. In der Ausführung wird vorwiegend an
klassischen Grundmotiven festgehalten, theils in strengerer Fassung, in
unbedingter Wiederaufnahme der Formen des antiken Systems, theils in
dekorativ freier, oft üppig spielender Behandlung. Oonsolengesimse bilden
eine für das Aeussere besonders charakteristische Form, während Rund-
1 Vergl. v. Minutoli, Denkmäler mittelalterl. Kunst in den Brandenb. Mar-
ken. v. Stillfried-Rattonitz, der Schwanenordcn, Ausg. 2. F. Adler, Mittel-
alter]. Backstein-Bauwerke. Heft I. 2 Vgl. Adler, Backsteinbau etc. Heft III.