Dritte Periode.
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Die Formen deutsch-romanischer Architektur wurden auf die slavi-
sehen Grenzlande übertragen. Doch ist das, was der Epoche des 12. Jahr-
hunderts angehört, noch gering und ohne den Ausdruck eines lebendigen
künstlerischen Gefühls.
Böhmen hat verschiedene Reste der Art. Die Krypta der Stifts-
kirche St. Wenzel zu Alt-Bunzlau ist ein Bau von urthümlich roher
Beschaifenheit; aber die Basen ihrer WVürfelknaufsäulen sind schon mit
der jüngeren Form des Eckblattes versehen. St. Georg auf dem Hrad-
schin zu Prag ist eine ebenfalls ziemlich rohe Basilikamit Pfeilern und
Säulen und mit kleinen Emporen-Arkaden, an-
kx geblich theils vor einem Brande von 1142,
theils nach demselben ausgeführt. Andre ro-
manische Reste in St. Peter undPaul, eben-
; g daselbst, auf dem XVyssehrad. Die Krypta
der Stiftskirche zu Doxan rührt von einer
1 i 1144 gegründeten Bauanlage her. Basili-
H kenbauten sind im Uebrigen selten. Ob die
H Basilika zu Mühlhausen bei Tabor noch die-
21; ser Epoche angehört, muss, in Ermangehmg
näherer Angaben über ihre Eigenthümlichkeit,
hat dahingestellt bleiben. Kleine einschiffige
' Kirchen, unter denen sich die von St. Jakob
durch schmuckreiche Ausstattung auszeichnet,
' und Rundkapellen finden sich häufiger, einige
der letzten Art in Prag.
'1- In Mähren mag die Rundkapelle der alten
Grundriss der Kirche von St. Markgrafenburg zu Znaim noch aus dem 12.
Jakob" (Nach Wocem Jahrhundert herrühren.
Schlesien hatte in der 1149 geweihten und 1529 abgerissenen
St. Vincenzkirche zu Breslau eine bedeutende Säulenbasilika. (Ein
an ihr erhaltenes Portal, an die lSIaria-lNIagdalenaI-Kirche übergetragen,
ist jedoch spätromanisch.) Der Dom von Breslau, nach 1148 erbaut,
zeigt in seinen ältesten Theilen das System der Pfeilerbasilika.
In Polen ist die Kirche von Kruschwitz, zwischen Gnesen und
Thorn, als ansehnliche Pfeilerbasilika anzuführen.
In den flachen Nordlanden, den brandenburgischen Marken,
Pommern, den mecklenburgischen Landen, erscheint der Mangel
geeigneten Hausteins von wesentlichem Einßuss auf die bauliche Behand-
lung. Nur selten bot sich die Gelegenheit, Sandstein auf Wasserstrassen
hinabzuführen. Der einfach massenhafte Unterbau der Westseite des D0-
mes von Havelberg, vom Jahr 1170, ist ein derartiger Sanäsllßmbau-
Statt dessen bediente man sich der Granitgerölle, an dem jene Gegend
reichlichen Vorrat-h hatte; aber die Härte des Materials liess es nicht Zll
einer entwickelten Formenbildung kommen, Die Tgdtgnkirche zu Lo-
burg, ostwärts von Magdeburg, ist eines der alterthümlichsten unter
diesen Granitgebäuden, eine rohe Basilika mit schweren viereckigen,