Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

412 
Die Kunst des romanischen 
Styles. 
nellen durchbrechen 
schon ebenbürtig an 
und sich 
die Seite 
den in der Architektur 
zu stellen wagen. 
waltenden 
Kräften 
Architektur. 
Die Architektur hatte in  den Werken des 11. Jahrhunderts eine 
starke Grundlage gewonnen; das 12. Jahrhundert baut darauf fort. Das 
Basilikenschema, wie es dort entwickelt war, bleibt; die Pfeiler- oder 
Säulenarkaden des Innern haben häufig dieselbe Anordnung. Der Grund- 
riss der baulichen Anlage hat theils die schlichteste Disposition, theils, 
namentlich in der Chorpartie des kirchlichen Gebäudes, reichere Formen, 
wozu aber die Motive ebenfalls schon gegeben waren. Als ein neues 
Formenelement tritt der Spitzbogen hinzu. Er hatte in wenigen verein- 
zelten Beispielen am Schlusse des 11. Jahrhunderts eine Aufnahme ge- 
funden; der jetzt beginnende lebhaftere Verkehr mit orientalischer Na- 
tionalität veranlasste seine häufigere Anwendung, die einstweilen jedoch, 
sehr wenige Ausnahmen abgerechnet, auf bestimmte Districte der süd- 
licheren Lande eingeschränkt bleibt. Das System gewölbter Decken findet, 
nach den Landschaften verschieden, eine grössere Verbreitung. Zunächst 
ist es besonders, wie schon im 11. Jahrhundert, die einfache Form des 
Tonnengewölbes; die Bekanntschaft mit der Spitzbogenform, die Erkennt- 
niss ihrer grösseren constructiven Zweckmässigkeit, (indem sie einen ge- 
ringeren Seitendruck ausübt als die halbrunde Bogenform) giebt Anlass, 
die Tonnenwölbung in derselben Bogenlinie zu bilden; doch geschieht es 
ebenfalls nur in einzelnen Distrikten. Daneben kommt die Ueberwölbung 
der Langräume durch Kuppeln (wozu in der Marcuskirche von Venedig 
das erste bedeutende Beispiel für den Occident gegeben war) mehrfach 
in Anwendung. Endlich die complicirte Form des Kreuzgewölbes, welches 
aus sich durchschneidenden Tonnengewölben entstanden war, dessen Druck 
sich nach unten auf die Ausgangspunkte der einzelnen Gewölbkappen 
concentrirt und das man bisher nur über schmalere Räume zu spannen 
gewagt hatte. Ueberall bedingt die Gewölbdecke feste und kräftige 
Stützen; ihre Gliederung durch Quergurte, welche sich dem T0nnenge- 
wölbe unterlegen, welche die Kuppeln tragen und die Felder der Kreuz- 
gewölbe sondern, gab zur Anwendung von Gurtträgern Veranlassung, die 
in Pilaster- und Halbsäulenform an den stützenden Pfeilern und den 
Wänden über ihnen vertreten. Durch ein derartiges System, durch mehr 
oder weniger reiche Ausgestaltung der mit demselben gegebenen Grund- 
motive, durch die Einreihung von Emporen, Gallerien, sogenannten Tri- 
forien, wird eine lebhafte Gliederung der inneren Räumlichkeit gewonnen. 
Ihr Princip wirkt zugleich auf die Bildung der Arkaden, der Thür- und 
Fensteröffnungen ein, indem die Bogenwölbung derselben ähnlich getheilt 
oder abgestuft und in ihren einzelnen Theilen auf ähnliche Weise von 
belebt vertretenden Einzelstücken getragen wird. Und auch auf das 
Aeussere, in der festen Wandmasse oder den Wandarkaden, welche 
schon für deren Theilung beliebt waren, wird dasselbe System geglieder- 
ter und gegliedert gestützter Bögen übergetragen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.