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Styles.
Die Kunst des romanischen
lässt an der monumentalen Kraft in dem Betriebe dieser Kunstfächer und
somit an derjenigen Nachhaltigkeit, welche aus solcher Kraft hervorgeht,
zweifeln, und das Erhaltene lässt die Gemeinsamkeit des Schaffens, den
starken Trieb nach den Endzielen desselben, die Bahn, Welche zu ge-
sichertem Erfolge führen muss, vermissen. Es ist noch etwas Zusammen-
hangloses, Vereinzeltes, etwas von dilettantistischer Zerstreuung in den
künstlerischen Produktionen dieser Zeit.
Dabei aber mangelt es ihnen nicht an Elementen," welche dem, was
das Charakteristische in der Architektur dieser Epoche ausmacht, zur
Seite stehen. Es finden sich Beispiele einer Auffassung der Gestalt und
der Handlung im ausgesprochenen antik klassischen Sinn, die um so be-
wunderungswürdiger ist, als sie zugleich, aller äusserlichen Nachahmung
fern, ein völlig naives Verhalten bekundet; es ist darin ein Zug von in-
ncrlicher Würde und Grösse, welcher der räumlichen Erhabenheit des
architektonischen Werkes wohl entspricht. Es kommen, bei aller Be-
schränktheit der Darstellungsmittel, Momente einer frischen Natürlichkeit
vor, die auch hier den erwachten individuellen Drangbekunden. Es En-
den sich symbolische Darstellungen, in denen die Schauer eines irmerlich
erregten Gremüthes nachklingen, gedankenhaft und geheimnissvoll, wie so
Manches in der räumlichen Wirkung des Baues.
"Das Wichtigste unter den erhaltenen und mit mehr oder weniger
Sicherheit dieser Epoche zuzuschreibenden Werken gehört wiederum
Deutschland an. Ein lebhafter Anstoss zum bildnerischen Schaffen fand
bereits in der Frühzeit des Jahrhunderts statt, in der Regierungsepoche
Kaiser HeinricHs II. (1002-24), auf dessen Veranlassung eine namhafte
Zahl von Prachtarbeiten zur Ausstattung geistlicher Stiftungen angefertigt
wurden, unter der unmittelbaren Fürsorge geistlicher Würdenträger, die
wie namentlich Bischof Bernward von Hildesheim tüchtige Kräfte
um sich sammelten,_ die Besonderheiten des technischen Betriebes zu er-
forschen und festzustellen bemüht waren und manches Mal selbst Hand
an das Werk legten. Die folgenden Decennien gingen solchem Bestreben
mit nicht geringerem Eifer nach.
Sculptun
Deutschland.
Eine Folge von Werken des Erzgusses giebt zunächst einen Ueber-
blick über den Entwickelungsgang der deutschen Sculptur des 11. Jahr-
hunderts.
Den Anfang machen zwei ansehnliche Werke, welche zu Hildes-
heim unter Bischof Bernward ausgeführt wurden. Beide bezeugen ein
schon meisterlich gesichertes technisches Verfahren und den Ernst des
künstlerischen Gedankens, beide aber, in verschiedenartiger Behandlung,
den noch primitiven Standpunkt des Darstellungsvermögens. Das eine
Werk sind die bildnerisch ausgestatteten Flügel des Hauptportales am Dome