Zweite Periode.
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men, zugleich aber mit mancherlei jüngeren Theilen, (Wozu u. A. die über
das Mittelschiff gespannten Querbögen gehören.)
Aehnliche Verhältnisse und aus denselben Gründen in Sicilien,
das im Laufe der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts den Saracenen
durch die Normannen entrissen ward. Doch machen sich hier das by-
zantinische Element einerseits, das arabische andrerseits lebhafter geltend.
Als namhafter Rest im östlichen Districte gilt der
alte Theil der 1081 geweihten Kathedrale von
Traina, ein Werk von massig "römischer" Art.
Im westlichen Districte, vornehmlich in Palermo,
131W das im Jahr 1072 der christlichen Herrschaft an-
heimgefallen war, sind verschiedene Monumente
erhalten, die den Beginn jener Stylmischung in
miii-TIITJ besonders charakteristischen Beispielen erkennen
lassen, mit Spitzbögen nach saracenischer Art,
mit byzantinisirenden Kuppeln, mit Dekorations-
formen, welche der einen oder der andern Rich-
7 tung angehören: S. Giacomo la Mazzara, S. Pie-
Grundriss von s. Giovannidegli tro la Bagnara vom Jahr 1081, S. Giovanni dei
Ermmsggglilfgqggä, (Nach Leprosi (angeblich schon von 1071) und beson-
ders S. Giovanni degli Eremiti zu Palermo selbst;
S.Micchele (angeblich von 1077) unfern von dort. Im folgenden Jahr-
hundert gingen aus diesen Grundlagen eigenthihnlichere Gestaltungen
hervor.
ldende
Kunsh
Es ist schon darauf hingedeutet worden, dass im 11. Jahrhundert
das architektonische Schaffen entschieden überwiegt. Zwar fehlt es nicht
an mancherlei Nachricht über den regen Betrieb auch in den Fächern
der bildenden Kunst, an erhaltenen Werken, welche von den letzteren
eine Anschauung geben. Auf die Prachtausstattung der heiligen Räume
und Geräthe ist man mit demselben Eifer, mit derselben Opferwilligkeit
wie früher bedacht, und das technische Verfahren macht dabei, wie es
scheint, nicht unwesentliche Fortschritte. Der Erzguss wagt sich an die
Herstellung umfassender Arbeiten, welche auf eine selbständige bildne-
rische Bedeutung Anspruch haben. Die Ausführung von Steinsculpturen
ist allerdings noch nicht häufig; doch ergibt sich aus einzelnen Beispielen,
dass man auch hierin schon erfolgreiche Versuche macht. Wandmalereien
im Innern der kirchlichen Räume sind an der Tagesordnung; auch die
alte Kunst der musivischen Darstellung findet in Einzelfällen neue An-
wendung. Der künstlerischen Ausstattung heiliger Bücher wird, unter
besonderen Umständen, eine Sorge zugewandt, die als solche, in dem
Reichthum der Malereien des Innern, in dem Elfenbeinschnitzwerk und
den Juwelierarbeiten der Deckel, vielleicht alle anderen Kunstepochen
überbietet. Aber schon der Umstand, dass an Monumentalwerken bilden-
der Kunst doch nur eine verhältnissmässig geringe Zahl erhalten ist,