Zweite Periode.
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in dem allgemein ritualen Bedürfniss zu fest gewurzelt, als dass man
nicht hätte danach streben sollen, dasselbe auch mit der abweichenden
Oonstructionsweise zu verbinden. Hiebei kam es vornehmlich darauf an,
der Tonnenwölbung des erhöhten Mittelraumes, die von den Schiifarkaden
getr-agcn ward, durch ein gegenstrebendes Widerlager die nöthige Siche-
rung zu geben; man erreichte dies dadurch, dass man den Seitenschiffen
halbe Tonnengewölbe (im Profil eines Viertelkreises) gab, welche den
Druck der Hauptwölbung auf die äusseren Seitenmauern hinableiteten.
Man verlor damit freilich die Oberlichter des Mittelraumes, deren Wirkung
für das gesammte Basilikensystem von so wesentlicher Wirkung- war;
man sah sich statt dessen in ein mysteriöses höhlenartiges Halbdunkel
versetzt; aber es scheint, dass eine solche räumliche Stimmung der Be-
völkerung jener Lande vorzugsweise zusagte. Ein charakteristisch durch-
gebildetes Beispiel der auf solche Weise gewonnenen architektonischen
Composition" ist die Kirche von Elne im Roussillon (imfern von Perpig-
nan). Sie hat im Innern Pfeilerarkaden mit Halbsäulen, welche theils die
den Arkadenbögen, theils die
der Tonnenwölbung unterge-
if "i legten Gurte tragen. Es wird
(7 von einem Bau dieser Kirche
ä__ (doch mit Andeutung einer
um. i i f abweichenden baulichen An-
Q lage) aus der Zeit von 1019
um ä 5M 1 bis 1069 berichtet: das Vor-
4 handene scheint einer Er-
g neulmg in der Spätzeit des
. i Jahrhunderts anzugehören.
A111 nvs Lysn. Das so gewonnene Resul-
Ü tat fand weite Verbreitung
q- und lange Dauer, zum Theil
zwar nicht ohne mancherlei
Grundriss der Kirche von Ainay zu Lycu. (Nüßll PEYTES-l llIOÖlHCRiIlOIIGIJ. Die Kirche
der Abtei von Ainay zu
Lyon, 1107 geweiht, eine Säulenbasilika mit antikisirenden Kapitälen,
befolgt dasselbe System, in Verbindung mit einem byzantinisirenden Kup-
pelbau über der Vierung des Chores. (Die Fagade ist später.) Die
Kirche von St. Savin 1 im Poitou ist gleichfalls eine Säulenbasilika (im
vorderen Theile mit zusammengesetzten Pfeilern statt der Säulen), mit
Kreuzgewölben über den Seitensehiffen. Ihr reich gebildeter Chorplan und
die Detailbehandlung deuten auf einen, aus dem 11. in das 12. Jahrhun-
dert hinüberreichenden Bau. Andre Kirchen jener Gegend haben ein
ähnliches System. Der Baumeister des Schiffes der Kirche St. Philibert
Zll Tournus in Burgund (D. Saöne-et-Loire) ist bemüht gewesen, durch
eine abweichende Disposition das Oberlicht des Mittelschiffes zu erhalten,
indem er die Wände desselben durch Querbögen verband und zwischen
1 Märimäe u. Seguin,
Taf. 43
peintures
de Päglise
de
Savin.
d. Kunst,
Denkm.