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Styles.
Die Kunst des romanischen
Arkadenbögen grössere quergespannte Bögen, welche die flache Bedeckung
tragen helfen. (Das Portal ist später.)
Einige Einzelstücke kommen für die lokale Geschmacksrichtung, für
ihre Zeitbestimmung, für die Bezeichnung des Gegensatzes dieser Epoche
gegen die neuen und vielseitig bewegten Erscheinungen des folgenden
Jahrhunderts in Betracht. So einige Portale an Monumenten des Rous-
sillon: das der Abteikirche von Ouxa, mit barbaristischem Ornament,
vielleicht noch von einem Bau des 10. Jahrhunderts (984) herrührend
das höchst schlichte Portal der Kirche St. Jean-legriewc zu Perpignan
(1025); die ebenso schlichte Fagade der Kirche von Arles-sur-Tech
(1045). So die Fagade der Kirche von Manglieu in der Auvergne,
mit einfachen Pfeilerarkaden und mit hohen Wandbögen über schlichten
Pilastern, in solcher Anordnung wiederum jenes strenger römische Gefüge
des 11. Jahrhunderts wahrend und hiemit zugleich von dem reichen Styl
der späteren auvergnatischen Denkmäler wesentlich unterschieden. So
ein Stück der Nordseite von St. Hilaire zu Poitiersf das, als Zeugniss
eines älteren Baues vom Jahre 1049, der jüngeren Prachtanlage dieses
Gebäudes gegenübersteht.
Wie bereits angedeutet, wendet die südfranzösischc Architektur das
Gewölbe schon früh zur Bedeckung der inneren Räume an. Das construc-
tive Bedingniss desselben musste auf die Gestaltung des inneren Systems
von wesentlichem Einflusse sein.
Ein kleiner Kuppelbau aus dem Anfange des Jahrhunderts mag zu-
nächst erwähnt werden: die im Jahre 1019 geweihte Grabkapelle Ste.
Croix zu Montmajour bei Arles in der Provence, eine einfach quadra-
tische Anlage mit vier Absiden.
Das Entscheidende war die Verbindung des Gewölbes mit dem Lang-
bau der Basilika; die Tonnenwölbung war diejenige Constructionsform,
welche dem letzteren naturgemäss zu entsprechen schien. Ein Beispiel
von sehr alterthümlicher Erscheinung zeigt eine naive Löslmg der Auf-
gabe. Es ist die Ruine der Klosterkirche St. Martin am Canigou
(einem Pyrenäengipfel im Roussillon), vielleicht noch einem Bau von 1001
angehörig, eine Säulenbasilika mit einem Tonnengewölbe über jedem
Schiffe, wobei aber das mittlere, um des erforderlichen Widerlagers nicht
zu entbehren, nicht erhöht ist. Die Säulen sind von Granit, die Kapitale
Hach würfelartig und mit schlichten Verzierungen versehen. In andern
Fällen fand man es zweckgemäss, die Seitenschiffe ganz wegzulassen und
sich mit einschiffigem Raume, mit anstossenden Querschiüiiügeln oder ohne
solche, zu begnügen. Der Art sind die schlichten Kirchen von Ville-
neuve-les-Maguelone und von Londres, sowie die zierlicheren, schon
der Uebergangszeit aus dem 11. in das 12. Jahrhundert angehörigen von
Castries und von Saussines (sämmtlich im Dep. Herault). Die letzte-
ren zeigen eine Fortbildung der Oonstruction, indem der Tonnenwölbung
vorspringende Quergurte untergelegt und diese von Wandsäulen mit schmuck-
reichen Kapitälen getragen sind. Doch war das Grundschema der Ba-
silika, mit dreischiffigem Raume und mit der Erhebung des Mittelschiffes,
1 Parker, in der
Archaelogia, XXXIV, p.
2881
Anm.