Zweite Periode.
375
bis 1022) erbaut und im Jahre 1022 und abermals 1033, geweiht und in
späterer Zeit, doch mit Beibehaltung der Grrundrnotive und einzelner
Theile des alten Baues, mehrfach verändert wurde. In ihrem Schiffe
wechseln je zwei Säulen mit einem Pfeiler. Breite Seitenschiife, zwei
mächtige Querschiüe, an die sich ein östlicher und ein westlicher Ohor
anschlossen und in deren Flügel Arkaden-Emporen (mit ausserhalb vor-
liegenden achteckigen Treppenthürmchen) eingebaut waren, gaben dem
Inneren in seiner Gesammtheit eine volle und
grossartige Wirkung. Die alten Säulen (an deren
i Stelle zum grossen Theile andre von üppiger
- spätromanischer Form getreten sind) haben ein
schweres Würfelkapitäl und über diesem, statt
Hij-lfi W lllnnm des Deckgesimses, eine Art antikisirenden Gebälk-
, aufsatzes, beide Stücke in fremdartig disharmo-
"i- nischer Verbindung und hiemit ein vorzüglich
schlagendes Beispiel für die Verschiedenheit des
Ursprunges ihrer Formen. Jünger, der Epoche
WEM; um 1060 angehörig, durch Modernisirung zumeist
lli entstellt, sind der Dom von Hildesheim, mit dem-
selben Wechsel von Pfeilern und Säulen, und die
Alm Säuleflkßliiml a"? St- M3" dortige Kirche auf dem Moritzberge, eine ein-
chael in Hildesheim.
(Nach Hase.) fache Säulenbasihka.
Der Dom zu Goslar, 1050 geweiht, mit spä-
teren Bauveränderungen, hatte im Innern einen Wechsel von je einer
Würfelknaufsäule mit einem Pfeiler. Er ist in neuerer Zeit abgerissen.
(Eine erhaltene Vorhalle ist spätromanisch.)
Die Stiftskirche zu Gandersheim gehört in der Masse ihres Baues
einer Erneuung nach dem Jahre 1073 an. Doch hat sie ältere Theile,
namentlich den Unterbau der breiten Westhalle, deren Formen, zum
Theil denen der Michaelskirche zu Hildesheim verwandt, die Frühzeit
des Jahrhunderts verrathen. Die Theile des Baues nach 1073, im Schiff
mit je zwei Säulen zwischen zwei Pfeilern, zeigen mehrfach ein nüchter-
nes Formenspiel und, z. B. in den Schilfhlattkapitälen, eine trockne Be-
handlung. (Später sind manche andre Veränderungen und in neuster
Zeit eine umfassende Restauration erfolgt.)
Der älteste Theil der Marienkirche zu Magdeburg, der Chor
und Ansatz des Schiffes, rührt von einem, nach 1064 begonnenen Bau
her, während das Uebrige späterer Erneuung zuzuschreiben und über das
Ganze ein abermals späterer und umfassender Umbau ergangen ist. Hier
tritt, bei massig schweren Grundformen, z. B. derartigen Würfelkapitälen,
die aus der späteren Verbauimg vorragen, eine Richtung des Geschmackes
ein, die sich in ungefügen Dekorationen, Bandgeschlingen u. dgL, Welehe
in einer rohen Schnitzmanier aufgeführt sind, wohlgefällt und auf urthiim-
liche Gewohnheiten, wie solche aus dem alten Holzbau herübergenom-
men sein mussten, zurückdeutet. Dieselbe Behandlung in der Kirche von
Wester-Gröningen bei Halberstadt, in deren Schiifarkaden je zwei
Säulen mit einem Pfeiler wechselten. Ebenso in der Stiftskirche (Schloss-
kirche) zu Quedlinburg, die bereits von Heinrich I. gegründet und