Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Mexico und (Zentral-Amerika. 
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zum Theil in der Nähe derselben, sind unterirdische Gemächer, deren 
einzelne eine beträchtliche Ausdehnung haben sollen. Man findet hier 
in einigen blind werdenden Gängen denselben musivischen Schmuck wie 
an den Facaden der Paläste. 
7) Im Staate von Ohiapa die merkwürdigen, durch ihren eigenthüm- 
liehen Charakter nicht minder ausgezeichneten Ruinen von Palenque, 
welche von den Bewohnern der Gegend als die „Casas de piedras" (Stein- 
häuser) bezeichnet werden. Es sind mannigfache pyramidale Anlagen, 
mit mehr. oder weniger ausgedehnten. Baulichkeiten auf ihrer oberen 
Fläche. Die ansehnlichste dieser Anlagen hat einen pyramidalen Unterbau 
von 310 F. Länge, 260 F. Breite, 40 F. Höhe,  der Gehällde-Complex 
auf denselben 228 F. Länge, 180 F. Breite und 25 F. Höhe. Der letz- 
tere, aus bedeckteniRäumen und offenen Höfen bestehend, ist am äus- 
seren Rande von einem offenen Corridor mit breiten viereckigen Pfeilern 
umgeben; auch im Inneren öffnen sich die Hauptgebäude durch Pfeiler- 
stellungen nach den Höfen; über hohen Fundamenten, zu denen besondere 
Treppen emporführen. Die Bedeckung der Räume hat jene Form des 
hohen Dreiecks, welche aus übereinander vorkragenden Steinen entsteht; 
ihr entspricht die äussere pyramidale Bedachung, welche durch weitaus- 
ladende Gesimse, gelegentlich durch gebrochene Winkel (d. h. d1u"ch eine 
mansardenartigc Form), auch durch gallerie-ähnliche Oberbauten ein eigen 
auffälliges Gepräge gewinnt. Aus der Mitte steigt ein Thurm empor, der 
sich in fünf Hauptgeschossen und ebensoviel Zwischengeschossen, welche 
durch einfache Gesimse getrennt werden, nach oben verjüngt. Im Uebri- 
gen ist die architektonische Ausbildung völlig einfach gehalten; um so 
reicher aber ist {der an allen Theilen befindliche und zumeist aus einer 
Stuccomasse aufgelegte bildnerische und barock-ornamentistische Schmuck, 
der sich durch die speciellsten stylistischen Eigenthümlichkeiten auszeichnet. 
Die andern Anlagen von Palenque zeigen durchaus dieselbe Behandlung. 
 Ebenso trägt eine Gruppe von zerstörten Monumenten in dem unfern 
belcgencn Ococingo völlig dasselbe Gepräge.  
8) In Yucatan hat sich bis jetzt bei Weitem die grösste Fülle von 
Denkmälern, und ein erheblicher Theil derselben in einem mehr oder 
weniger erhaltenen Zustande, vorgefunden. Aus ihnen gewinnen wir ein 
vorzugsweise anschauliches Bild der künstlerischen Entwickelung. Im 
Allgemeinen ist ihre Anordnung die oben bezeichnete; Teocalli-Pyramiden 
und Palastbauten reihen sich auch hier aneinander. Als charakteristisch 
bcsondre Eigenthümlichkeiten der Monumente der Halbinsel sind die fol-l 
gcnden hervorzuheben. Bedeckung der Räume in der Form jenes hohlen 
(bisweilen gebogenen) Dreieckes, welches durch übereinander vorkragende 
Steine gebildet wird, neben horizontaler Bedachung im Aeusseren. Hier- 
nach eine horizontale Theilung der Faeade, insgemein zwei ungefähr 
gleiche Hälften, deren untere der eigentlich tragenden Wand (mit den 
Thüren), die obere jenem Bedeckungssystem entspricht; die letztere reich 
dekorirt (selten auch die untere Hälfte), wodurch ein zwar SChWeTeT, Pft 
aber doch ein in seiner Art majestätischer Eindruck hervorgebracht W111i- 
Grosse Portale, in den Gebäuden und auch freistehend (ob letzteres aber 
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. 1. 2
	        
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