Erste Periode.
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der Wechselwirkung mit jener derben Frische des Sinnes schon die Vor-
zeichen freier Grösse hervorgehen, ob auch das organische Verständniss
der Form und die Befähigung zur Darstellung des lebendig Bewegten
noch fern bleiben. Bei Weitem die wichtigsten Leistungen gehören
der deutschen Kunst an. Die byzantinischen Studien beruhten jeden-
falls einfach auf _der Ansicht byzantinischer Kunstproducte, welche durch
Handel oder sonstige zufällige Veranlassung nach dem Occident und na-
mentlich nach Deutschland herübergeführt waren. Die Vermählung
Otto's II. mit der griechischen Kaisertochter Theophania (972) war ein
Ereigniss, in dessen Gefolge zu einer näheren Kenntniss byzantinischer
Art; und Kunst manche Gelegenheit gegeben sein musste.
Unter den Sculpturarbeiten sind die Siegel des sächsischen
Herrscherhauses von König Heinrich I. bis Kaiser Otto III. l voranzu-
stellen. Sie sind (wie insgernein die Urkundensiegel des Mittelalters),
vertieft in ein Metallrund geschnitten, in Wachs ausgeprägt, durch eine
Randumschrift historisch beglaubigt. Die Arbeit ist durchgängig roh,
aber sie hält mit merk-
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burg. Aus einer Darstellung der Verklärung Christi. (F. K.) vgl-banden Ein Evana
gelienbuch des Tu-
tilo (gest. 912) III der Bibliothek von St. Gallen 2 ist mit stattlichen
Elfenbeindeckeln versehen, auf der Vorderseite den Heiland in himmli-
scher Glorie, umgeben von den Evangelisten und ihren symbolischen
Zeichen: den Gestalten V0I1 S01 und Luna, Oceanus und Tellus in noch
völlig antikisirender Personiiication, auf der Rückseite die h. Jungfrau
1 Rohe Abbildungen u. A. bei Erath, codex. dipl. Quedlinburgensis. Denkm.
der Kunst; T. 47 2 Förster, Gesch. d. deutschen Kunst, I, S. 34, T. 3.;
Denkmale, II.