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Die muhammedanische Kunst etc.
üblichen Kunstformen ihrer Heimat in etwas umfassenderer Weise zur
Geltung bringen konnten.
Die damalige Residenz der Czaren, Moskau, ist der Ort, welcher-
diesem für Russland erfundenen Baustyle sein Dasein gab und die be-
deutendsten Werke desselben entstehen sah. Ausser den Palästen des
Kreml sind hier als frühere Hauptbeispiele die Kirche der Himmelfahrt
(1479) und die der Verkündigung (1507) hervorzuheben. Die Blüthe des
Styles, freilich zur phantastisch barbarischen Pracht entwickelt, gehört
der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts an. Sie zeigt sich vor Allem in
der Kirche Wasili-Blagennoi (1554); die Kuppeln und Thürme, welche
sich über dem uuansehulichen, obschon aus zwei Geschossen und einer
Die Kirche Wasili Blagennoi zu Moskau.
Menge Kapellen bestehenden Körper des Gebäudes mächtig emporgipfeln,
sind, in ihren abenteuerlichen Verzierungen, in ihrer bunten Ausstattung
sämmtlich voneinander verschieden, einem seltsam geformten Knäuel
glitzernder Riesenpilze vergleichbar. Andre Bauten des Styles, unter
denen besonders der kolossale Glockenthurm Iwan Weliki (1601) von
Bedeutung ist, folgten im siebzehnten Jahrhundert, bis zur Epoche Pe-
ters d. Grra, welcher das russische Wesen der Cultur des Occidents mehr
anzunähern bemüht war. 1
1 Denkm.
d. Kunst,
Taf.
35 A: Fig'