Mexico
(Zentral-Amerika.
und
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nächst auf der schlichtesten und urthümlichen Monumentalform, deren
unbestimmte und ungenaue Erscheinung hier (entschiedener und ungleich
häufiger wiederkehrend als bei den eben besprochenen Denkmälerkreisen)
111 eine charakteristisch bestimmte und gemessene umgewandelt ist. Was
früher der rohe Hügel war, hat hier die Gestalt der regelmässigen Pyra-
mide angenommen; diese steigt zumeist in mehreren Absätzen empor;
Oberwärts ist sie abgeplattet. Sie ist der Mittelpunkt des religiösen Gul-
tllß, ein kolossaler Altar, auf welchem den Göttern die Opfer dar-
gebracht wurden. Treppen führen zu dem Gipfel empor, der in der
Regel, wie es scheint, mit kapellenartigen Bauten geschmückt war. Der
für diesen Altartempel" eingeführte Name ist Teocalli. Die Anlage er-
weitert und verbreitet sich auch, der Art, dass ausgedehntere Baulich-
keiten von einem pyramidalen Unterbau getragen werden; anderweit scheint
selbst noch die Anlage gestreckter Terrassen, als Basis für Bauwerke,
welche über den Boden des gewöhnlichen Lebens erhoben werden sollten,
auf das Verhältniss der Pyramide zurückzudeuten. Zu den Seiten der
Teocallfs finden sich Höfe und Paläste, ohne Zweifel für priesterliche
Zwecke angeordnet, auch selbständige Palastbauten. Alle diese Gebäude,
die ein Inneres umschliessen, sind wiederum von einfachster Anlage. Die
urthümliche Technik, eine feste Bedeckung durch übereinander verkra-
gende Steine hervorzubringen (deren innere Kanten in gemeinsamer hoch-
aufsteigender Schräge abgeglättet zu sein pfiegen), hat zumeist nur die
Anlage schmaler, langgestreckter Räume erstattet. Die aussere Dachung
befolgt zuweilen jene Schräge (d. h. auch sie wiederum hat eine pyramidale
Form), erscheint in den meisten Fällen aber als feste horizontal abgeglichene
Masse. Nur die Thiiren geben dabei zu einer räumlichen Gliederung
Anlass; selten rücken sie so nahe zusammen, dass die Wandtheile zwi-
schen ihnen zu Pfeilern werden; fast noch seltner sind einfache Rund-
säulen angewandt. Gesimse theilen die äusseren Massen, bei den pyra-
midalen wie bei den übrigen Bauten, sie haben durchaus noch das
einfachste Profil, als viereckige Bänder, rechtwinklig oder spitzwinklig
vorspringend. Aber die Gesimsc werden selbst zuweilen zur gewaltsamen
Masse, oder sie sehliessen Felder zwischen sich ein, die häufig mit den
reichsten Verzierungen bedeckt sind. Die letzteren entwickeln aus der
Combination einfachster Formen die mannigfaltigsten, gelegentlich im
edelsten Geschmacke gebildeten Muster; oft aber tritt ein phantastisches
Schnörkelwerk hinzu, welches in mehr oder weniger gebundener Nach-
bildung natürlicher Erscheinungen, bis zum völlig Ungeheuerlichen und
Monstrosen hinausgeht. "Mehrfach auch führt die Nachahmung von For-
men, welche sich im schlichten Bedürfnissbau (im Holzbau) ergeben hat-
ten, zu eigenthümlichen Motiven für die architektonische Dekoration. Die
eigentlich bildnerische Kunst findet hiebei gleichfalls ihre Stätte; sie liebt
es nicht minder, ihren Gestalten einen ausschweifend phantastischen Zug
zu geben. Alles war, wie sich aus vielfachen Spuren ergeben hat, durchaus
mit bunten Farben ausgestattet; die Wandflächen im Inneren waren häuüg
mit eigentlichen Malereien bedeckt. Das Bildwerk diente zu näheren
Bezeichnung der Bedeutung des einzelnen Monumentes. Es hatte sich
Zugleich zu einer förmlichen Bilderschrift entwickelt, welche ab und zu