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Die
muhammedanisohe Kunst.
und dessen rhythmischen Wechsel, nicht selten den Ausdruck einer eigen-
thümlichen Energie empfängt.
Die Mehrzahl der Monumente gehört der Regierungsepoche Murads I.
(1360-89) an. Unter ihnen sist zunächst die grosse Moschee (Ulu-
Dschami) von Brussa zu nennen, welche, etwa nach dem Muster der
von Caesarea, noch der alten Hallendisposition folgt, doch nur mit einem
kleinen unbedeckten Einzeltheil in der Mitte des Ganzen. Dagegen
ist die „grüne Moschee" von N icäa (Isnik) bereits ein einfacher Kuppel-
bau, mit einem, in strengen Formen gebildeten, aber zugleich zierlich
ausgestatteten spitzbogigen Portikus; während die Moschee von
Tschekir geh bei Brussa in dem Haupttheile ihrer Anlage völlig dem
Vorbilde des byzantinischen Kirchenbaues folgt und ihr Arkadenportikus
sich dem westländisch- (italienisch-) gothischen Style auffällig nähert. '
Eine zweite Moschee Murad's zu Brussa ist ein umfassender Kuppelbau,
mit reichem geschweift spitzbogigem Portikus. Ihr schliessen sich die
Mausoleen des herrschenden Geschlechtes und die stattliche Anlage eines
Medresseh an. Aehnlich sind, ebendaselbst, die Moscheen Bajazefs
(um 1400) und die jüngere und glänzend ausgestattete Muhammeds I.
(Ein Erdbeben, welches im Frühjahr 1855 die Stadt Brussa heimgesucht
hat, scheint auch den vorstehend genannten Monumenten sehr verderblich
geworden zu sein.)
In Europa war die osmanische Macht bereits in der zweiten Hälfte
des vierzehnten Jahrhunderts siegreich eingedrungen. Adrianopel wurde
für diese Zeit der Sitz ihrer dortigen Herrschaft. Die Moschee Bajazefs
zu Adrianopel, ein einfach mächtiger Kuppelbau, steht mit den bezüg-
lichen Monumenten von Brussa in gleicher Reihe.
Endlich kommen für diese. Periode auch die Lande des ferneren
Ostens in Betracht, indem wir von der Gestaltung, welche die muham-
medanische Architektur in ihnen empfing, für diese Zeit wenigstens
einige Anschauung besitzen. Soviel wir urtheilen können, scheint hier
eine Ausbildung ernster und massenhaft bedeutender Hauptformen, ver-
bunden mit einer schmuckreichen, aber in eigenthümlichem Adel gehalte-
nen Ausstattung, ebenso beachtenswerth an sich wie in ihrer Eigen-
schaft als Grundlage der folgenden architektonischen Entwickelungen die-
ser Gegenden, stattgefunden zu haben.
Für Persien 2 war es die Herrsoherepoche der Khane mongolischen
Stammes, deren Gebiet zeitweise ein sehr umfassendes war und sich vor
der ansehnlicheren Ausbreitung der osmanischen Macht selbst über den
grössten Theil Klein-Asiens erstreckte. Zu den Denkmälern ihrer Epoche
gehören einige merkwürdige Thürme in den nördlichen Gegenden des
Reiches, die als Grabmonumente errichtet zu sein scheinen, von polygo-
nischer Gestalt, oberWärtS kuppelartig gekrönt und mehr oder weniger
reich mit klaren dekorativen Zierden versehen. Derartige Denkmäler sind
1 Denkm.
Kunst,
Taf. 39, Fig.
Taf.
2 Ebend-a
40, Fig.