Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 1)

Dritte 
der muhammedanischän Kunst. 
Periode 
321 
maurische Werkmeister ausführen lassen sollen. Es nimmt somit auch 
hier die Bauthätigkeit unter christlicher Herrschaft an der muhammeda- 
nischen Theil. 
Das bauliche Meisterwerk der Zeit ist das königliche Schloss, welches 
in der über der Stadt Granada gelegenen Oitadelle, der Alhambra, 
ausgeführt wurdeß Die mächtigen Bauten der Oitadelle beginnen um 
die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts; der Bau des Schlosses fällt in 
die Zeit um die Mitte und besonders in die zweite Hälfte des vierzehnten. 
Nach der Eroberung Granadals wurde Manches von dem letzteren zer- 
stört, zum Theil, um einem (unvollendet gebliebenen) schweren Prachtbau 
modernen Styles Platz zu machen; doch stehen noch ansehnliche Theile, 
und zwar, wie es scheint, die vorzüglichst schmuckreichen, diejenigen, 
welche die eigentlichen Wohnräume der maurischen Könige enthielten. 
Es ist eine Hof-Architektur im ächten heimischen Sinne der arabisch- 
maurischen Nation; _schattende Arkaden ziehen sich zu den Seiten der 
Höfe hin, luftige Hallen und Gemächer lehnen sich an, fliessende und 
springende Wasser geben den geschlossenen wie den unbedeckten Räumen 
Kühlung und Leben. Die Mitte der Gesammtanlage scheint der „Hof der 
Albercat, mit einem gedehnten Wasserbecken in der Mitte und ansehn- 
lichen Arkaden an den Schmalseiten, eingenommen zu haben. Er führt 
in den prächtigen Audienzsaal, die „Halle der Gesandten", welche das 
Innere eines vorspringenden Festungsthurmes, des "Thurmes des Ooma- 
res", ausfüllt. Westwärts von dem Hofe der Alberca ist Weniges er- 
halten; dort scheint sich u. A. eine kleine Moschee, von der noch Stücke 
vorhanden sind, angeschlossen zu haben. Ostwärts ist der säulenumgebene 
"Löwenhof", mit glanzvollen Sälen, dem der "Abencerragen" und dem der 
„beiden Schwestern", zu seinen Seiten und einer gedehnten Gallerie, der 
sogenannten „Halle des Gerichts", im Grunde. Neben diesen Räumen, 
Wieder mit andern Höfen in Verbindung, ist eine stattliche Bäderanlage. 
Der bauliche Styl ist nur Schmuck; die baulichen Formen geben, statt 
der Veranschaulichung eines constructionellen Bedingnisses und dessen 
künstlerischer Belebung, nur den Ausdruck zierlichsten Spieles, (wobei 
auch technisch das Constructionelle in dem Maasse zurücktritt, dass Be- 
deckungen und Bogenwölbungen nur aus buntgemustertem Holzwerk oder 
aus Gypsstuck über einerHolzunterlage bestehen.) Ein in den wechselnd- 
sten Formen gebildetes Täfelwerk farbiger Fayencen deckt den Untertheil 
der Wände; darüber sind diese mit Teppichmustern bekleidet, deren höchst 
mannigfaltige, aber streng symmetrische Blumen- und Linearformen (jene 
in der zumeist weich geschwungenen Form der Lotosblume) dem Stuck 
eingepresst und glänzend bemalt und vergoldet sind, und zwischen denen 
die Bänder und Felder der Inschriften sich hinziehen. Die Wölbungen 
über den Räumen haben jene spielenden Zellenformen, die ebenso in Gold 
und Farben leuchten und die sich, in wechselnd gesenkten Ansätzen und 
Hebungen, häufig zu seltsamen Tropfsteinbildungen umgestalten. Die 
Säulen der Arkaden sind überaus schlank, licht, fein, Bögen und Wände 
 
1 Owen Jones and Goury, plans etc. of the Alhambra. 
Taf. 38.  Die polychrome Decoration ebend. Taf. 40 A., Fig. 
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. 1. 
 Benkm. 
1. 
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